Petkovic sieht sich bei Tennis-Comeback noch lange nicht am Ziel

Paris (dpa) - Die Lust an den French Open war Andrea Petkovic gründlich vergangen. Hässlich war es, hart, nicht mehr das, was die Darmstädterin einst zum Tennis gelockt hatte. Sogar ans Aufhören habe sie gedacht, erzählte Petkovic im Stade Roland Garros nach ihrem Viertelfinal-Einzug.

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Ein Jahr sind diese bösen Gedanken alt, gedacht in Paris nach dem Aus in der zweiten Runde der Qualifikation gegen eine Chinesin namens Zhou Yi-Miao, derzeit die Nummer 264 der Welt.

An diesem Mittwoch dagegen will Petkovic gegen die Italienerin Sara Errani im vierten Anlauf erstmals das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers erreichen. Wohl bald zählt sie wieder zu den besten 20 der Welt - welch eine Rückkehr nach den vielen Blessuren.

„Es ist eine Bestätigung, dass ich mit meiner Comeback-Entscheidung richtig lag“, sagte Petkovic. „Vor einem Jahr war ich nicht sicher, dass ich den ganzen Weg noch mal gehen will.“ Die 26-Jährige ist ihn nach ihren vielen schweren Verletzungen im Knie, am Knöchel und am Rücken gegangen. Die Erfahrung der Viertelfinals vor drei Jahren bei den Australian, French und US Open soll ihr trotz der Außenseiterrolle beim nächsten Schritt helfen. „2011 war ich ein bisschen überfordert“, räumte Petkovic ein, damals ging sie mit 0:6, 3:6 gegen Russlands Star Maria Scharapowa unter.

Errani ist als Weltranglisten-Elfte die bei weitem stärkste Gegnerin im bisherigen Turnierverlauf. Die 27-Jährige stand 2012 im Finale gegen Scharapowa und im vorigen Jahr im Halbfinale gegen Serena Williams. Die zweimalige Doppel-Siegerin der French Open ist laufstark und entnervt viele Gegnerinnen besonders auf Sand mit ihrem ungewohnt weichen, winkligen Spiel. In Dinah Pfizenmaier bekam dies vorige Woche in Paris schon eine deutsche Spielerin zu spüren. Im Vorjahr verzweifelte Sabine Lisicki, 2012 verlor Angelique Kerber gegen die Ballmaschine aus Bologna - im Viertelfinale.

Bei allem Ehrgeiz sieht Petkovic einen gravierenden Unterschied zu ihrer Viertelfinal-Premiere im Südwesten der französischen Metropole. „Auf jeden Fall bin ich entspannter, weil ich mich als Tennisspielerin viel mehr mag“, erklärte die Hessin. „Ich konnte es nicht ertragen, dass ich schlechter bin.“ Besonders Niederlagen gegen eigentlich weniger veranlagte Gegnerinnen nagten an der früheren Nummer neun der Welt, die sich alles erst wieder neu erarbeiten musste und mit dem Sieg beim renommierten Turnier in Charleston im April den größten Erfolg ihrer Karriere feierte.

„Ende der Schinderei“, titelte die französische Sportzeitung „L'Équipe“ am Dienstag und freute sich über einen angenehm frischen Wind, den die untypische Deutsche mit den Interessen für Politik, Literatur und Philosophie in das Damen-Tennis bringe.

Für den ersten und möglicherweise sogar entscheidenden Aufwind sorgte der Sieg bei einem unterklassigen Turnier in Marseille, während die French Open 2013 in der entscheidenden Phase waren. Die Reise von Platz 177 der Weltrangliste auf den momentanen Rang 27 soll noch nicht zu Ende sein, ganz im Gegenteil. „Ich habe das Gefühl, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe“, sagte Petkovic, die sich dabei vom neuen Trainer Niederländer Eric van Harpen leiten lässt.

Noch mangelt es an Konstanz und der früheren Selbstverständlichkeit. Niederlagen verarbeitet die Fed-Cup-Spielerin dafür besser. „Ein Aus in der ersten Runde in Madrid ist kein Weltuntergang mehr“, sagte Petkovic rückblickend. Gegnerin vor einigen Wochen: Sara Errani.