Petkovic überrascht: Nach Sieg gegen Jankovic im Finale

Nürnberg (dpa) - Andrea Petkovic schrie ihre Freude und Erleichterung einfach nur heraus. Den linken Arm reckte sie in die Höhe und schlug mehrmals auf ihren Tennisschläger - als wolle sie sich selber applaudieren und allen zurufen: „Seht her, hier bin ich wieder!

Gegen die ehemalige Weltranglisten-Erste Jelena Jankovic setzte sich die so lange verletzte 25 Jahre alte Darmstädterin im Halbfinale des Nürnberger Sandplatzturniers überraschend deutlich und völlig verdient nach 89 Minuten mit 6:4, 6:3 durch.

Eine Woche nach ihrem Turniersieg beim zweitklassigen ITF-Turnier in Marseille steht die ehemalige Nummer neun der Welt erstmals seit Oktober 2011 wieder in einem Finale auf der WTA-Tour. Im Kampf um den Titel trifft die Comeback-Königin am Samstag (15.00 Uhr) auf Simona Halep aus Rumänien. Die 21 Jahre alte Weltranglisten-58. bezwang die Tschechin Lucie Safarova 6:3, 0:6, 6:2. Das einzige Duell mit Halep hat Petkovic 2009 in Bukarest auf Sand gewonnen.

„An meinem ersten Tag hier habe ich gesagt: Ein Turnier macht noch keinen Trend, jetzt ist es schon das zweite in einer Woche...“, sagte Petkovic in der zum Pressezentrum umfunktionierten Tennishalle.

Doch nach Meniskuseinriss, Stressfraktur, Bänderriss und wieder Kniebeschwerden ist sie zurückhaltender geworden im Bewerten ihrer eigenen Leistung. „Ich bin dankbar, dass mein Körper es mir erlaubt hat, wieder Tennis zu spielen. Ich weiß nun alles noch viel mehr zu schätzen“, sagte Petkovic, die sich mit einer Einordnung des unerwarteten Erfolges in ihrem persönlichen Ranking schwertat.

„Ich will jetzt auch nicht wieder gleich zu zuversichtlich sein“, sagte Petkovic. „Aber es war auch psychologisch wichtig, so ein Match gegen eine Top-20-Spielerin zu zeigen.“ In der Weltrangliste wird Petkovic aktuell nur noch auf Platz 103 notiert, in der kommenden Woche aber den Sprung in die Top 100 schaffen. Jankovic liegt auf Position 16 und war in Nürnberg an Nummer eins gesetzt.

„Das wird sehr schwer. Jankovic spielt eine super Sandplatz-Saison bisher“, hatte Bundestrainerin Barbara Rittner vor der Partie gesagt. Zunächst sah es auch so aus, als sollte sie recht behalten. Gleich das erste Aufschlagsspiel nahm die 28 Jahre alte Serbin der letzten im Turnier verbliebenen Deutschen ab und erhöhte schnell und kompromisslos auf 2:0. Jankovic zeigte eindrucksvoll, weshalb sie bei den French Open die spätere Finalistin Maria Scharapowa am Rande einer Niederlage hatte. Doch Petkovic stellte sich schnell auf das druckvolle und präzise Grundlinienspiel ihrer Gegnerin ein.

Nach dem Break zum 2:2 schallte erstmals ihr bekanntes „Come on“ über den Ascheplatz, nachdem sie kurz zuvor noch in Richtung von Trainer Petar Popovic und Fed-Cup-Chefin Rittner blickend geschimpft hatte: „Konzentrier dich mal, was spielst du für 'ne Scheiße.“

Nach einer Dreiviertelstunde landete ein langer Ball von Petkovic genau auf der Linie - es stand 6:4, und die Stadionregie spielte den Queen-Klassiker „I want it all“ ein. Und die Hessin wollte den 1:0-Satzvorsprung auf keinen Fall wieder hergeben.

Kurz darauf befürchteten die Zuschauer Schlimmes, als sich Petkovic beim Stand von 2:2 an den Oberschenkel griff. Doch diesmal streikte ihr Körper nicht. „Es hat nur bisschen gezwickt“, erzählte Petkovic später locker-gelöst. Selbstbewusst schickte sie die schimpfende Jankovic jetzt quer über den Platz, streute wohldosierte Stoppbälle ein und nutzte ihren ersten Matchball zum Sieg.