Ratlos in Paris: Kohlschreibers ungewisse Zukunft

Paris (dpa) - Wer Philipp Kohlschreiber in diesen Wochen auf dem Tennis-Platz beobachtet, sieht einen völlig verunsicherten Mann. Was der 27-Jährige im Moment mit der gelben Filzkugel auch versucht, viel zu oft misslingt es ihm.

„Vielleicht ist es am besten, wenn ich den Schläger mal für ein paar Tage in die Ecke stelle“, sagte Kohlschreiber, nachdem er mit dem Erstrunden-Aus bei den French Open den nächsten Tiefschlag erlitten hatte.

Dabei galt der Augsburger lange als neue deutsche Tennis-Hoffnung. Er sollte den „weißen Sport“ wieder so richtig populär machen, nachdem die Nach-Becker-Generation um Tommy Haas, Nicolas Kiefer und Rainer Schüttler in die Jahre gekommen war, ohne den ersehnten Grand-Slam-Titel zu gewinnen. An die insgesamt trotzdem beachtlichen Erfolge des Trios konnte er bisher jedoch nie anknüpfen.

Lange Zeit war Kohlschreiber in der Weltrangliste die deutsche Nummer eins, der entscheidende Sprung nach vorne gelang ihm nicht. Im September 2009 kratzte er als 22. an den Top 20, doch die Tür zum Kreis der erweiterten Weltspitze blieb verschlossen. „Vielleicht wäre eine Last von mir gefallen, wenn ich das einmal geschafft hätte“, meinte Kohlschreiber. So wie bei Florian Mayer, der sich seit seinem jüngsten Siegeszug zur Zeit in Roland Garros ganz entspannt zeigt.

Kohlschreiber läuft dagegen stets mit gesenktem Haupt über die enge Anlage. Jegliches Zutrauen in seine Fähigkeiten ist aus seinem Körper gewichen. „Man rennt und kämpft und macht, und dann fliegt der Ball doch wieder ins Aus. Da fragt man sich schon, wofür man so viel investiert“, sagte der Fan des FC Bayern München.

Das Siegergen des deutschen Fußball-Rekordmeisters hatte „Kohli“ aber noch nie. Vielversprechenden Siegen folgten stets ernüchternde Niederlagen. Wie 2008 bei den Australian Open, als er in der dritten Runde den Amerikaner Andy Roddick in fünf Sätzen niederrang, um dann gegen den Finnen Jarkko Nieminen zu scheitern.

„Philipp investiert sehr viel, wird dafür im Moment aber leider nicht belohnt. Sein Spiel ist zur Zeit sehr instabil“, sagte Davis-Cup-Teamchef Patrik Kühnen, der Kohlschreiber zuletzt beim World Team Cup in Düsseldorf eine Woche lang unter seinen Fittichen hatte.

Doch Kühnen konnte Kohlschreiber, der nach den French Open sogar nicht mehr unter den Top 50 stehen wird, bislang ebenso wenig aus der Krise führen wie dessen neuer Trainer Miles MacLagan. Dennoch will Kohlschreiber mit dem früheren Coach des Schotten Andy Murray weiter zusammenarbeiten. „Es bringt jetzt nichts, alles infrage zu stellen“, sagte der zweifache Turniersieger. „Ich muss weiter hart arbeiten und zu den Basics zurückkehren. 300 Mal die Rückhand cross über das Netz spielen, vielleicht hilft das ja“, meinte der Bayer. Richtig zuversichtlich klang der einst auch für seine frechen Sprüche bekannte Kohlschreiber dabei aber nicht.