Trotz Rückenverletzung: Federer hofft auf Davis-Cup
London (dpa) - Nach dem bitteren Ende der Tennis-WM droht Roger Federer vor dem Davis-Cup-Finale gegen Frankreich ein Wettlauf mit der Zeit.
„Ich bin vollen Mutes und positiv, aber die nächsten Tage sind jetzt extrem wichtig“, teilte der Schweizer auf der Homepage des Schweizer Tennis-Verbandes mit. Federer wollte wie der Rest des Teams nach Lille reisen, nachdem er am Tag zuvor in London bei den ATP-World-Tour-Finals nicht zum Finale gegen Novak Djokovic hatte antreten können.
„Das war einer der schwierigeren Momente meiner Karriere. Aber diesmal hat der Körper entschieden, und es war mir unmöglich, mich auf einem normalen Level zu bewegen“, sagte der 33-Jährige. Dass er sich die Rückenverletzung ausgerechnet im hochklassigen Dreistunden-Fight im Halbfinale gegen seinen Landsmann Stanislas Wawrinka zugezogen hatte, war mit Blick auf das Endspiel im prestigeträchtigen Mannschaftswettbewerb eine Ironie des Schicksals.
Unmittelbar nach der Absage Federers waren in London Spekulationen laut geworden, wonach es nach dem Halbfinale in der Umkleide zu einem Disput zwischen Federer und Wawrinka gekommen sei. Tennis-Veteran John McEnroe, in London als Experte für den US-Fernsehsender ESPN aktiv, hatte von heftigen Diskussionen berichtet, die sich bislang aber nicht bestätigten. Weder Federer noch Wawrinka gingen auf die Meldungen ein. Wawrinka postete am Montag vielmehr einen Tweet, in dem er verkündete, wie sehr er sich auf das Finale in Lille freue.
Ob die Schweiz gegen die starken Franzosen, die sich in der zweiten Runde gegen Deutschland durchgesetzt hatten, aber wirklich mit ihrem Topduo Federer/Wawrinka antreten kann, bleibt ungewiss. „Jetzt ist natürlich Erholung ganz wichtig. Ich werde nach Lille fahren und mich so gut wie möglich anpassen und erholen“, sagte Federer. „Ich hoffe, dass ich am Dienstag oder Mittwoch auf den Trainingsplatz zurückkehren kann. Es bleibt nicht viel Zeit bis Freitag und das Ziel ist, dass ich am Freitag antreten kann“, meinte die Nummer zwei der Welt. Nur der Davis-Cup-Titel fehlt Federer noch als einziger großer Triumph in seiner glamourösen Karriere.
Das blütenweiße Image des Tennis-Gentleman bekam durch die kurzfristige Absage beim Event der besten acht Profis der Saison aber ein paar Kratzer. „Ich war genauso überrascht wie ihr“, sagte Djokovic zu den Journalisten, nachdem er kampflos zum dritten WM-Titel in Serie gekommen war. „Das ist vielleicht das größte Match des Jahres neben einem Finale bei einem Grand Slam“, meinte der von Boris Becker trainierte Serbe.
Federers ehemaliger Coach Paul Annacone vermutete in einem Telefoninterview mit der „New York Times“, dass es sich bei Federers Absage mit Blick auf den Davis Cup um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt habe. Schließlich hatte Federer das ganze Jahr über betont, wie wichtig ihm der Wettbewerb in diesem Jahr sei.