Verletzte Kerber kann „Mega-Woche“ nicht krönen
Nürnberg (dpa) - Angelique Kerber wollte ihren Fans die schlechte Nachricht unbedingt persönlich überbringen. Mit immer wieder stockender Stimme und Tränen in den Augen stand die 27-Jährige ohne Tennisschläger auf dem Center Court.
Die Absage ihrer Halbfinalpartie gegen die Italienerin Roberta Vinci beim WTA-Turnier in Nürnberg begründete die Kielerin mit einem schmerzenden Rücken. „Ich gebe nicht so oft auf, aber das ist die beste und schlaueste Entscheidung heute“, sagte die Weltranglistenelfte auch mit Blick auf die am Sonntag in Paris beginnenden French Open, bei denen sie unbedingt antreten möchte. „Ich bin eine Kämpferin“, sagte sie.
„Es tut mir sehr leid“, sprach Kerber ins Platzmikrofon und erntete verständnisvollen Beifall der rund 2000 Zuschauer, die auf das Halbfinale der Turnierfavoritin Kerber gegen die Italienerin Roberta Vinci verzichten mussten. „Mein Sport braucht meinen Körper. Ich habe die ganze Woche Rückenschmerzen gehabt und habe gestern mit Schmerzmitteln gespielt“, berichtete Kerber traurig. „Es war trotzdem eine Mega-Woche“, sagte die Linkshänderin über den Aufenthalt in Franken, winkte ins Publikum und versprach, 2016 wiederzukommen.
Einen Trainings-Härtetest am Vormittag hatte sie rasch abbrechen müssen. „Beim Einschlagen habe ich gemerkt, dass ich nicht hundert Prozent fit bin. Man muss manchmal auf den Körper hören. Er ist das Kapital des Sportlers“, erläuterte Kerber bei einer Pressekonferenz. Schon bei ihrem glatten Viertelfinalerfolg gegen die Japanerin Misaki Doi am Donnerstag habe sie mit Schmerzmitteln gespielt.
Mit Blick auf die French Open wären zwei weitere Matches in Nürnberg „zu riskant“ gewesen, sagte sie. „Irgendwo ist da eine Grenze“, betonte auch Barbara Rittner. Die Bundestrainerin warb um Verständnis für Kerbers Rückzieher: „Paris ist drei Nummern größer als Nürnberg!“ Erste Gegnerin von Kerber dort ist Timea Babos aus Ungarn.
„Im Moment habe ich überhaupt keinen Kopf für die Auslosung“, sagte Kerber zum Tableau für Paris, das ebenfalls am Freitag ermittelt wurde. Gesund könnte sie Einiges erreichen. „Ich habe die Sandplatz-Saison ganz gut hinbekommen“, sagte sie in Nürnberg. In der Tat: 14:2 Siege lautet ihre Jahresbilanz auf Asche, die Turniere in Stuttgart und Charleston (USA) konnte sie gewinnen. „Ich brauche eine Pause und viel Behandlung“, sagte sie beim Abschied aus Franken.
Auch bei der dritten Auflage der „Fränkisch Open“ wird es keine deutsche Siegerin geben. Die an Nummer vier gesetzte Roberta Vinci zog nach Kerbers Aufgabe kampflos in das Endspiel ein. Mit ihrem 500. Sieg auf der Profitour könnte die 32-Jährige am Samstag ihren zehnten Turniersieg feiern - wenn ihre Freundin Karin Knapp sie lässt. „Es wird sicher ein schweres Match“, prophezeite die Südtirolerin. Die Siegerin darf sich über ein Preisgeld von rund 35 000 Euro freuen.