Gonzalo Castro zogdurch die Fußballwelt – und ist jetzt mit 33 Kapitän beim VfB Stuttgart geworden VfB Stuttgarts neuer Kapitän ist Wuppertaler
Stuttgart · Gonzalo Castro zog durch die Fußballwelt – und ist jetzt mit 33 Kapitän beim VfB Stuttgart geworden
Aus ihm spricht die ganze Erfahrung eines langen Bundesligalebens. Und deshalb ist Gonzalo Castro Randon vermutlich genau der richtige Kapitän für den VfB Stuttgart. 33 Jahre jung, Vertrag bis 2021, Kapitän ist er nun erstmals. Und eine Einsatzgarantie gibt es auch für ihn deshalb nicht. Das hat der Stuttgarter Trainer Pellegrino Matarazzo sofort nach der Berufung von Castro gesagt. „Gonzo“ hat damit kein Problem. „Wenn ich dreimal spiele wie eine Wurst, wird spätestens beim vierten Spiel ein anderer Kapitän benannt“, scherzt Castro, überzeugt davon, dass es dazu nicht kommen wird.
In der jungen unerfahrenen Mannschaft des VfB Stuttgart kommt auf den Kapitän mit seinen 282 Erstliga-Spielen viel Verantwortung zu. „Wenig Erfahrung bedeutet auch ein gewisses Maß an Unbekümmertheit, das kann helfen. Und wenn es einmal nicht läuft, wird es auf die Erfahrenen ankommen, dass keine Panik ausbricht“, sagt Castro in einer Videokonferenz des VfB vor Tagen. Der fünfmalige Nationalspieler ist ein sehr selbstkritischer Mensch. Das war Castro auch schon in seinen zehn Profijahren bei Bayer Leverkusen und in drei Jahren bei Borussia Dortmund, als der Trainer Peter Stöger Castro am Ende gar nicht mehr berücksichtigte. Seit 2018 ist er nun beim VfB, er stieg mit Stuttgart ab und jetzt wieder auf, seine Zukunft über 2021 hinaus ist offen. „Ich will weiter Fußball spielen, wo, wird man sehen. Der VfB Stuttgart ist der erste Ansprechpartner“, sagt Castro.
Als er mit seinen gerade 20 Jahre alten Eltern aus Spanien nach Wuppertal zog, war eine Profikarriere der große Traum. Castro begann beim Post SV Wuppertal, über Viktoria Rott landete er beim SV Bayer Wuppertal und 1999 als Zwölfjähriger bei Bayer Leverkusen. Seinen Traum verwirklichte er inklusive fünf Länderspielen für Deutschland. Auch, weil er immer selbstkritisch mit sich umging. „Ich wäre sonst nicht so weit gekommen. Bevor ich auf andere zeige, beschäftige ich mich zuerst mit mir selbst.“ Dass der direkte Wiederaufstieg gelang, daran hat er einen maßgeblichen Anteil. Wenn Castro über die neue Saison spricht, sagt er: „Sie ist für uns Chance wie Risiko, wir müssen sehen, wie sich die Saison entwickelt.“ Er sei „optimistisch“, sagt er, aber das war er schon immer. Für einen erneuten Gehaltsverzicht zu Coronazeiten hätte dieser Kapitän Verständnis: „Man sollte offen mit diesem Thema umgehen.“
Dass Matarazzo ihn ausgewählt hat, hat ihn gefreut. „Ich habe in den Gesprächen mit dem Trainer offenbar ein paar gute Dinge gesagt, aber ich stimme mit ihm auch im Wesentlichen überein, was die fußballerische Ausrichtung der Mannschaft angeht.“ Und seine Kapitänsrolle? „Ein wenig wie der Vater mit den Kindern“, sagt Castro, der keiner der lauten Töne ist. Auf dem Platz ist er emotionaler, ansonsten eher zurückhaltend. Die neue Rolle beim VfB wird ihn keineswegs verändern, aber seiner Verantwortung ist sich Castro bewusst.
Er bringt die große Erfahrung mit, er ist der Routinier, außer ihm sind das in Stuttgart nur noch Daniel Didavi und Marcin Kaminski. Auf sie wird es ankommen. „Es wird in dieser Saison gute und schlechte Phasen geben. Und die schlechten müssen wir unbeschadet überstehen“, sagt Castro. An das Karriereende denkt er nicht. „Die neue Saison wird nicht meine letzte sein. Ich fühle mich sehr gut, ich bin flexibel einsetzbar. Und ich weiß, dass der Trainer hinter mir steht“, sagt er. Und er ist Deutsch-Spanier, die Latino-Fraktion kommuniziert allein über ihn. „Ich hoffe, dass Nicolas Gonzalez bleibt, er macht den Unterschied.“ Castro redet jeden Tag mit dem wechselwilligen Angreifer, der sich gerade verletzt hat, und mit dem der Stuttgarter Kaderplaner Sven Mislintat rechnet. Auch das versteht Castro als seinen Job.