Anja Huber-Selbach wieder da: „Legende im Skeleton“
Königssee (dpa) - Auf ihrer Abschiedstournee durch die Eiskanäle hat Anja Huber-Selbach noch lange nicht genug. „Alles was links und rechts ist, interessiert mich nicht. Ich konzentriere mich auf mich“, sagt die Skeleton-Pilotin.
Die Olympia-Dritte von 2010, die nach der WM in Winterberg im März ihre Karriere beenden wird, hat nach eineinhalb Jahren voller Rückschläge ihr Tempo wiedergefunden. Das bewies sie zuletzt auf ihrer Heimbahn am Königssee, wo sie mit 118,56 Stundenkilometern die höchste Geschwindigkeit aller Starterinnen erreichte und erstmals seit Dezember 2013 als Zweite wieder auf ein Weltcup-Podest raste.
Die Konkurrenz muss Huber-Selbach in ihrem letzten Karriere-Winter wieder auf der Rechnung haben. „Sie ist eine Legende in unserem Sport. Sie ist einer der Gründe gewesen, wieso ich mit dem Skeletonsport angefangen habe“, sagte Olympiasiegerin Elizabeth Yarnold voller Anerkennung. „Da hatte ich Pipi in den Augen, als sie das gesagt hat“, bekannte Huber-Selbach. Auch andere Weltklasse-Athleten begleiten den Abschied auf Raten der Berchtesgadenerin mit Lobeshymnen. „Dieses Feedback hätte ich mir im eigenen Team auch gewünscht“, meinte Huber-Selbach vielsagend.
Tatsächlich fiel die Freude einiger Verbandsverantwortlicher nach Huber-Selbachs Rückkehr aufs Podium eher zurückhaltend aus. Interims-Bundestrainer Dirk Matschenz, der Jens Müller nach dessen Herzinfarkt vertritt, klatschte am Starthäuschen eher verhalten und machte eine ernste Miene. Groß war der Jubel dagegen bei Heimtrainer Raimund Bethge und Chefmechaniker Wolfram Schweizer, der mit der Weltmeisterin von 2008 über Silvester den Schlitten komplett umgebaut hatte. „Ich wusste, dass ich es kann und sagte mir einfach: Mach dir einfach einmal ein Geschenk“, verriet Huber-Selbach, die auf der Zielgeraden euphorisch auf ihren Schlitten getrommelt hatte.
Lob bekommt die 31-Jährige von den jungen deutschen Skeleton-Männern. „Sie gibt uns unheimlich viele Tipps mit auf den Weg“, betonte Axel Jungk. Und die Bayerin weiß: „Ein alter Hase, der die Schweinetricks verrät, tut den jungen Sportlern gut.“
Unterstützung findet sie auch bei ihrem Mann, dem ehemaligen Freestyle-Bundestrainer David Selbach. Er kennt die Mechanismen im Leistungssport. Die Freude in Königssee war überschwänglich, die Angriffslust für die Weltmeisterschaft in Winterberg ist umso größer. „Viele hatten mich schon abgeschrieben. Jetzt weiß ich, der Schritt, nach Olympia noch mal ein Jahr dranzuhängen, war der richtige“, betonte die Besitzerin einer Ducati 848. Sie liebt den Geschwindigkeits-Rausch - und das nicht nur im Eiskanal.