Gössner bei Comeback auf Platz 68 - Hildebrand Sechste
Östersund (dpa) - Interviews absolvierte Miriam Gössner schon wieder routiniert mit gelösten Lächeln. Auch wenn ihr Comeback nach fast anderthalbjähriger Leidenszeit mit Platz 68 und sieben Fehlern im Einzel in Östersund vom Ergebnis nicht optimal verlief, strich die 24-Jährige das Positive heraus.
„Ich bin froh, wieder dabei zu sein. Ich war brutal aufgeregt, jetzt geht's mir viel, viel besser. Das erste Rennen ist immer etwas problematisch bei mir, aber das Gefühl war eigentlich gut“, resümierte die Garmischerin alles andere als frustriert und musste wie das restliche Starterfeld den überlegenen Sieg der dreimaligen Olympiasiegerin Darja Domratschewa aus Weißrussland anerkennen.
Gössner hatte sich bei einem Radunfall im vergangenen Sommer vier Rückenwirbel gebrochen und wäre fast im Rollstuhl gelandet. Nach der tränenreichen Olympia-Absage vor elf Monaten kämpft sie sich nun langsam wieder zurück. „Die Laufzeit war sicher nicht ganz so gut, aber das war bei diesen schweren Bedingungen hinten raus auch nicht zu erwarten. Beim nächsten Rennen gibt es hoffentlich fairere Bedingungen“, sagte Gössner, die auch Zuspruch von Damen-Bundestrainer Gerald Hönig bekam: „Ich bin nicht ganz unzufrieden. Für sie war es erstmal wichtig, zurück zu sein. Nach über sieben Monaten Trainingsausfall kann man nicht erwarten, dass sie jetzt schon wieder die Form von früher hat. Wir müssen ihr noch Zeit geben.“
Hönig freute sich insgesamt über ein gutes Ergebnis seines im Neuaufbau befindlichen jungen Teams, vor allem über den sechsten Platz von Franziska Hildebrand (2 Fehler/+ 2:25,7 Minuten) und damit ein Top-Ten-Ergebnis zum Saisonauftakt. „Kompliment an die Mädels, das war ein guter Auftakt von uns. Über die tollen Schießleistungen habe ich mich gefreut“, sagte der Bundestrainer. Denn Luise Kummer und Karolin Horchler blieben neben der Drittplatzierten Valj Semerenko (Ukraine) als einzige der 93 Starterinnen fehlerfrei.
Das insgesamt gute Ergebnis rundeten Franziska Preuß als 17. (2/+ 3:53,1), Luise Kummer auf Platz 18. (0/+ 3:53,6) und Karolin Horchler als 24. (0/+ 4:18,5) ab. Vanessa Hinz wurde 39. (3/+ 5:43,9). Gössner hatte 8:37,7 Minuten Rückstand auf die Überläuferin Domratschewa. Aber sie und die Zweite Kaisa Mäkäräinen laufen in einer eigenen Liga, sind den anderen gefühlt Lichtjahre voraus. Auch der Wärmeeinbruch auf acht Grad Celsius am Mittag, der die Bedingungen auf der Strecke vor allem für die späteren Starterinnen wie Gössner ungleich schwieriger machte, kann den Ausnahmeläuferinnen nichts anhaben. „Das ist schon unfassbar, was die abliefern. Hoffentlich komme ich da auch mal hin“, meinte Franziska Preuß fast schon ein bisschen ehrfurchtsvoll.
Vier Tage nach Platz drei mit der Mixed-Staffel herrschte im Damen-Team nach dem Rennen vor allem eines: Zuversicht. „Ich freue mich riesig über Platz sechs. Ich habe an meinem Laufstil gearbeitet. Das zahlt sich endlich aus“, sagte Hildebrand, die sich mit Preuß einig war: „Vor allem haben wir als Mannschaft allen gezeigt, dass wir es können und noch da sind.“
Die in der Vergangenheit durch Magdalena Neuner, Kati Wilhelm und Andrea Henkel so erfolgsverwöhnten deutschen Skijägerinnen stehen nach den verkorksten Olympischen Spielen vor dem Neuaufbau. „Wir wollen bis Olympia 2018 ein leistungsstarkes Team aufbauen“, sagte Hönig.