Gössner im Glück: Staffel-Gold ist der „Hammer“

Ruhpolding (dpa) - In Sachen Charme steht Miriam Gössner ihrer Freundin Magdalena Neuner in nichts nach. Immer fröhlich, eloquent und offenherzig: Die 21-Jährige hat - zumindest was die Außenwirkung angeht - das Potenzial zum neuen Biathlon-Star.

Seit Neuner im vergangenen Dezember ihren Rücktritt zum Saisonende ankündigte, ist die Suche nach ihrer potenziellen Nachfolgerin im vollen Gange. Den verbalen Ritterschlag durfte Miriam Gössner schon mal entgegen nehmen. „Ich setze brutal auf die Miri. Ich weiß, was sie für ein Potenzial hat und glaube, dass sie nächstes Jahr angreifen kann“, sagte Magdalena Neuner über ihre Zimmerkollegin.

Der so Gelobten ging das Kompliment „runter wie Öl. Es freut mich, dass Lena mir so viel zutraut. Ich werde alles dafür geben, um das zu schaffen. Das beflügelt mich schon“, sagte die blonde Bayerin.

Potenzial hat Miriam Gössner unbestritten, doch bisher blitzte es nur sporadisch auf. Auch bei der Heim-WM in Ruhpolding war sie mit den Plätzen 22, 36 und 37 in den Einzelwettbewerben weit weg von den Top Ten. Immer wieder scheiterte Gössner, die mit Langlaufstaffeln bei WM und Olympia schon Silber gewann, am Schießstand.

Im „wichtigsten Rennen“ der ganzen Saison behielt sie jedoch die Nerven. In der Gold-Staffel von Ruhpolding sorgte Gössner mit nur drei Nachladern für den entscheidenden Vorsprung für Schlussläuferin Andrea Henkel. Und merzte zugleich die Strafrunde von Magdalena Neuner aus. „Das Staffel-Gold ist der absolute Hammer. Ich habe gezeigt, dass ich es wirklich kann“, erzählte die 21-Jährige mit einem strahlenden Lachen.

Das war ihr im Laufe der Saison immer wieder vergangen. Bis zu sieben Fehler in einem Rennen schoss Gössner, war Dauergast in der Strafrunde. Ständig musste sie sich erklären, aber sie stellte sich den kritischen Fragen. „Ich weiß, was ich dieses Jahr vielleicht falsch gemacht habe und ich werde versuchen, alles besser zu machen. Aber ich bin erst 21 Jahre alt und habe noch Zeit zum Lernen“, sagte Miriam Gössner mit Blick nach vorn.

Auch dank ihrer Lebenseinstellung kann sie mit Rückschlägen umgehen. „Ich bin nicht der Mensch, der sich fertig macht. Ich bin eher der fröhliche Typ. Biathlon ist nicht alles im Leben, und das habe ich mir auch immer wieder gesagt“, erzählte Gössner, die im vergangenen Sommer wegen einer Darmablösung in Lebensgefahr schwebte. Eine Not-Operation bewahrte sie vor dem Schlimmsten, bescherte ihr jedoch einen mehrwöchigen Trainingsausfall.

Unterstützung findet sie bei ihrer Familie und Freunden. Eine besondere Bezugsperson ist Neuner: „Sie ist immer für mich da. Ich habe so viel von ihr gelernt.“ Auch ihr Trainer Ricco Groß spielt für den blonden Wirbelwind eine wichtige Rolle. Er setzt in der Zukunft auf seinen Schützling. „Sie hat unbestritten großes Potenzial und ist ja noch eine sehr junge Athletin“, sagte der mehrmalige Olympiasieger und Weltmeister. „Schießen beim Biathlon ist halt ein sehr langwieriger Prozess.“