Hoeneß muss warten - Neuner-Abschied auf Schalke

Ruhpolding (dpa) - Für ein Date mit Bayern-Präsident Uli Hoeneß hat Magdalena Neuner vor dem WM-Finale keine Zeit: „Ich habe gehört, dass er hier ist. Aber ich habe mich entschieden, heute nicht mehr ins Stadion zu fahren, um dem ganzen Trubel ein bisschen zu entgehen.“

„Ich hätte eigentlich ganz gerne mal mit ihm gequatscht, aber nicht über meine berufliche Zukunft, sondern einfach so privat, über ganz normale Dinge. Aber wir haben morgen Wettkampf“, erzählte Neuner gewohnt locker und entspannt.

Vielmehr richtet Magdalena Neuner den Fokus auf ihre letzten beiden WM-Rennen. Ehe am Sonntag mit dem Massenstart das grandiose Finale folgen soll, hofft Neuner bereits am Samstag auf einen Erfolg mit der Staffel. Doch überraschend geht sie nicht als Schlussläuferin in die Loipe, sondern hinter Tina Bachmann an Position zwei. Es folgt Miriam Gössner, ehe Andrea Henkel hoffentlich den ersehnten Sieg ins Ziel bringt. „Wir haben eine gute Konstellation gefunden“, sagte Magdalena Neuner. Bei der vergangenen Saison hatte Neuner noch als Schlussläuferin dank einer grandiosen Schlussrunde quasi im Alleingang Gold perfekt gemacht.

„Es kribbelt. Man merkt schon eine gewisse Nervosität. Wir wollen über uns hinaus wachsen und unbedingt auf das Podest“, erklärte die Rekordweltmeisterin. Titelverteidiger Deutschland geht nicht als Favorit ins Rennen, denn Podestplätze im Teamwettbewerb gab es in diesem Winter bisher nicht.

Die Stimmung ist dennoch gut, das Debakel vom Einzel abgehakt. „Wir haben gestern noch mal abends zusammen gesessen und einen Eierlikör getrunken“, erzählte Neuner mit einem breiten Lachen. Und auch am Freitag beim Training in der sonnigen „ChiemgauArena“ wurde viel gelacht und Gelassenheit demonstriert. Dort probten Neuner, Andrea Henkel, Tina Bachmann und Miriam Gössner eine neue Wechselmethode - den „Po-Schubser“. Die Idee dazu kam in der launigen Eierlikör-Runde. „Wir haben uns gedacht, wie können wir die Wechsel optimieren“, erzählte Neuner nach der Übungseinheit. Jeder Trainingswechsel wurde von den Fans auf der Tribüne gefeiert.

Ob es am Ende wirklich im Rennen umgesetzt wird, hängt von der Situation ab. Denn ein Sturz liegt bei dieser Variante immer im Bereich des Möglichen. Ihre Zimmerpartnerin Gössner machte beim Üben schon einmal Bekanntschaft mit dem Schnee. „An sich ist es nicht schlecht, ausschauen tut es witzig“, sagte Neuner. „Ich habe schon gesagt, no risk, no fun.“ Unabhängig davon wollen sie und ihre Kolleginnen sich vor dem Rennen die Bilder des vergangenen Jahres zurückrufen, als Neuner dank einer phänomenalen Schlussrunde in Chanty-Mansijsk den Titel perfekt gemacht hatte: „Das zu wiederholen, wäre toll.“

Dass ihr vorher formuliertes Ziel von sechs Medaillen in sechs Wettbewerben nach Platz 23 in Einzel futsch ist, ficht Neuner nicht an. „Sechs Medaillen, das ist doch auch das, was die Leute hören wollten, oder? Für mich ist es das kleinere Problem als für viele da draußen, denn beweisen muss ich mir nichts mehr“, meinte Neuner souverän.

Ihre Abschiedsparty will die Ausnahme-Biathletin am 29. Dezember auf Schalke feiern. „Ich denke, das wird ein ganz toller Abschied und ein tolles Gaudi-Rennen“, sagte die Rekord-Weltmeisterin. Deshalb könne sie nach ihrem Rücktritt auch nicht gänzlich auf Null runterfahren. „Ich muss natürlich jetzt noch ab und zu ein bisschen schießen üben, sonst wird es peinlich. Das ist ein gute Motivation, damit ich noch ein bisschen trainiere und mich nicht so gehen lasse“, sagte Neuner und hatte einmal mehr die Lacher auf ihrer Seite.