WM-Bronze für deutsche Staffel - Norwegen siegt
Ruhpolding (dpa) - Den wichtigsten Moment des Rennens verpasste Michael Greis. Als Schlussläufer Arnd Peiffer bejubelt von den 28 000 Fans im Tollhaus „ChiemgauArena“ die WM-Bronzemedaille im Staffelrennen von Ruhpolding ins Ziel brachte, saß der Allgäuer in der Umkleidekabine.
So nahmen nur Simon Schempp und Andreas Birnbacher ihren Kollegen in den Arm, wenig später auf dem Siegerpodest war das Quartett dann aber wieder vereint. „Wir sind überglücklich, dass wir endlich unsere Medaille haben“, sagte Peiffer.
Später im Champions-Park wurde das Quartett gefeiert. „Ich kannte das ja schon von der Mixed-Staffel. Aber heute war es noch ein bisschen schöner, weil wir uns das so hart erkämpft haben“, meinte Peiffer. „Es war supergigantisch. Die Leute sind so begeistert, das reißt einen mit“, sagte Birnbacher. Greis lobte die Anhänger: „Die haben uns supertoll unterstützt.“ Die Fans feierten die erste Medaille der Herren-Mannschaft euphorisch. Der Schwung soll nun mitgenommen werden ins Finalwochenende mit dem letzten WM-Rennen von Magdalena Neuner.
Trotz einer Strafrunde von Startläufer Ole Einar Björndalen verteidigten die Norweger nach einer sensationellen Aufholjagd den Titel und hatten am Ende 29,7 Sekunden Vorsprung auf Frankreich. Das deutsche Quartett lag im Ziel 53 Sekunden hinter den Siegern zurück.
Nach der ersten Medaille für die Herren war die Erleichterung im Team greifbar. „Diese Medaille ist eine Befreiung“, meinte Birnbacher. Nach dem finalen Treffer von Schlussläufer Peiffer, der in der Mixed-Staffel nach einem Aussetzer die Goldmedaille aus der Hand gegeben hatte, fielen sich Trainer und Athleten um den Hals. „Die Bronzemedaille ist für uns Gold wert“, sagte Herren-Coach Fritz Fischer. Bundestrainer Uwe Müssiggang ergänzte: „Wir haben unser großes Ziel erreicht, wenn man den Druck bedenkt, unter dem die Jungs standen. Sie haben das bravourös gemacht.“
Als großer Gewinner des Rennens darf sich Michael Greis fühlen. Mit einer extrem schnellen und souveränen zweiten Schießeinlage verschaffte der 34-Jährige Schlussläufer Peiffer das nötige Polster. „Michi war eine Schlüsselposition. Die Entscheidung, ihn zu bringen, war richtig“, sagte Müssiggang.
Für den Routinier war es dann auch ein ganz besonderer Tag. „Die Medaille ist ganz speziell, da ich mich vorher nicht in der Staffel gesehen habe“, bekannte der Allgäuer, der bei der WM 2011 mit drei Strafrunden die Medaille verspielt hatte. In dieser Saison war er nach einer Fuß-Operation nicht in Schwung gekommen und hatte die WM schon so gut wie abgehakt. Warum er nicht im Zielraum mitjubelte? „Ich habe mir das letzte Schießen angeschaut, dann musste ich meine nassen Sachen wechseln. Und der Arnd ist groß genug, der kann alleine über die Ziellinie laufen“, meinte Greis mit einem breiten Grinsen.
Insgesamt lieferten alle vier Skijäger eine solide Leistung ab. Startläufer Schempp leistete sich nur einen Nachlader und übergab als Sechster an Birnbacher. „Mein Selbstvertrauen war nach dem Einzel am Boden, deshalb war ich sehr nervös und bin glücklich mit Bronze“, sagte der Uhinger. Birnbacher wackelte zwar etwas am Schießstand, kam aber ohne Strafrunde durch. „Ich muss zugeben, dass ich heute den Druck gespürt habe, vor allem bei den Nachladern. Aber ich habe mir selbst gesagt: Reiß' dich zusammen“, sagte der 30-Jährige.
Schlussläufer Peiffer hielt diesmal dem großen Druck stand, auch wenn er bei seinen zwei Nachladern nicht nur die Fans zum Zittern brachte: „Ich bin mein Rennen nicht völlig kopflos angegangen und wusste, dass noch starke Teams hinter uns kommen. Ich musste ja zusehen, dass ich die Medaille nach Hause bringe.“