Neuner: Vom Landei zum Superstar und zurück

Hochfilzen (dpa) - Jahrhunderttalent, „Gold-Lena“, Superstar: Magdalena Neuner hat alles erreicht. Mit gerade 24 Jahren ist sie zur erfolgreichsten deutschen Biathletin aufgestiegen. Doch sie macht nun Schluss: Denn Normalität ist ihr wichtiger als Geld und Ruhm.

Everybody's Darling will Magdalena Neuner schon lange nicht mehr sein. Zwar avancierte die Rekordweltmeisterin dank ihrer sagenhaften Erfolge sowie ihrer immer charmanten und natürlichen Art zum Superstar. Aber was andere von ihr halten, spielt für die 24-Jährige mittlerweile nur noch eine nebensächliche Rolle. „Am Anfang habe ich immer gedacht, ich müsste es allen recht machen. Aber das funktioniert nicht und dann ist man selber auch nicht mehr glücklich. Vielleicht klingt es egoistisch, aber am Ende werde ich es immer so machen, wie es für mich persönlich richtig ist“, sagt die erfolgreichste deutsche Biathletin.

Und für sie richtig heißt: Karriereende mit 25, auch wenn viele Fans und sogar manche Konkurrentin das nur schwer nachvollziehen können. Dass sie über die Jahre trotz ihres jungen Alters zu einer gestandenen Persönlichkeit gereift ist, hat die heimatverbundene Wallgauerin nicht erst mit dieser Entscheidung bewiesen.

Seit nunmehr 15 Jahren jagt Magdalena Neuner durch die Loipen und fast immer ist sie dabei der Konkurrenz einen Schritt voraus. Mit gerade mal 19 holt sie ihren ersten Weltcupsieg, mit 20 schießt und sprintet sie gleich bei ihrem WM-Debüt zu drei Goldmedaillen. Als danach alle Welt etwas von ihr wollte , war die Bayerin kurz vor dem Zusammenbrechen.

Das Thema Rücktritt beschäftigte sie schon damals, wenngleich aus anderen Gründen. Interviews und Termine am Fließband, immer freundlich in alle Kameras lächeln, Fans, die im Garten stehen und an ihrer Tür klingeln. Sie war kurz davor, den Spaß an ihrem Traumberuf zu verlieren. „Das war keine einfache Zeit. Ich hatte die falschen Berater und das Gefühl ins offene Messer zu laufen“, erinnert sich die zweimalige Olympiasiegerin. Doch sie hat gelernt Nein zu sagen und nur auf sich zu hören. Auch dank eines Mentaltrainers, mit dem sie seit Jahren intensiv zusammenarbeitet.

Auch diese mentale Stärke hat sie zu dem gemacht, was sie ist: Deutschlands erfolgreichste Biathletin und eine der bekanntesten Sportlerinnen überhaupt, Werbemillionärin und Sympathieträgerin. Zweimal Olympia-Gold, zehnmal Weltmeisterin, zweimal Weltcup-Gesamtsiegerin - Magdalena Neuner hat alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Das ist auch ein Grund, so früh aufzuhören: „Ich habe alle meine Ziele erreicht und Superlative interessieren mich nicht.“

Sich selbst bezeichnet Magdalena Neuner als Landei, manche würden sagen spießig. Sie strickt, spielt Harfe, liebt Trachten und Traditionen, Werte wie Familie gehen für sie über alles. Sie will nichts Besonderes sein, sondern ein normales bayrisches Madl. Und diese Normalität will Neuner nun genießen und vielleicht auch ein Stück verpasster Jugend nachholen. Trotz ihres gut gefüllten Bankkontos bleibt sie bescheiden: „Mein Freund Sepp und ich, wir möchten ein ganz normales Leben führen, Luxus brauchen wir nicht, weil wir trotzdem sehr glücklich sind, mit dem was wir haben.“

Völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen wird sie sich nicht. „Ich werde aber mit Sicherheit nicht ständig in jeder Zeitung, in jeder Fernsehsendung, in jeder Show, auf jeder Couch sein. Da gibt es Highlights, die man machen kann“, sagt die 24-Jährige bestimmt. „Aber ich finde es ja auch schön, dass die Leute an mir interessiert sind. Ich glaube, ich wäre nicht so glücklich, wenn kein Mensch mit mir ein Interview machen möchte.“