Neuners großer Tag: WM-Gold im Sprint
Chanty-Mansijsk (dpa) - Magdalena Neuner hat die Leichtigkeit des Seins für sich entdeckt. Locker und befreit von jedem Druck schnappte sich die erst 24-Jährige bei der Biathlon-WM in Chanty-Mansijsk Sprint-Gold und schraubte ihre beeindruckende Bilanz auf acht WM-Titel.
Das Erfolgsgeheimnis der zweimaligen Olympiasiegerin: Nicht mehr siegen müssen, sondern siegen wollen. „Ich bin nicht mehr auf der Jagd. Ich versuche einfach, alles zu genießen. Ich habe ja schon alles erreicht und kann das alles ganz entspannt angehen“, sagte die Wallgauerin nach ihrem perfekten Rennen.
Diese mentale Gelöstheit beflügelte Neuner zu einer phänomenalen Leistung. Nicht nur dass sie einmal mehr die Laufbestzeit ablieferte, auch am Schießstand blieb sie sowohl im liegenden als auch stehenden Anschlag fehlerfrei - eher eine Ausnahme bei der blonden Bayerin. „Dieser Titel ist etwas Besonderes. Denn ich habe diesmal auch Null geschossen. Noch kein Fehler in der WM, das ist ein kleines Highlight für mich“, jubelte Neuner. Vor einer Woche hatte sie nach einem „Blitz-Virus“ mit Schüttelfrost noch um ihre WM-Teilnahme gebangt.
Neuner verwies in 20:31,2 Minuten die ebenfalls fehlerfrei gebliebene Finnin Kaisa Mäkäräinen mit einem Vorsprung von 12,2 Sekunden auf Platz zwei. Bronze holte Olympiasiegerin Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei (+ 40 Sekunden). Neuner sicherte den deutschen Skijägerinnen damit das fünfte Sprint-Gold in Serie und das achte insgesamt. Letzte Sprint-Weltmeisterin war 2009 Kati Wilhelm. Neuner zog zudem mit Uschi Disl gleich, die ebenfalls achtmal WM-Gold holte. Nur Petra Behle mit neun und die Russin Jelena Golowina mit zehn WM-Titeln sind noch erfolgreicher.
„Das war ein perfektes Rennen von Lena. Beeindruckend, was sie abgeliefert hat“, sagte Frauen-Coach Gerald Hönig. Die drei anderen deutschen Starterinnen Miriam Gössner (9.), Andrea Henkel (20.) und Kathrin Hitzer (27.) konnten nach jeweils zwei Schießfehlern nicht in die Medaillenvergabe eingreifen.
Neuner, die bereits bei ihrem kometenhaften Aufstieg 2007 in Antholz den WM-Sprinttitel geholt hatte, ging mit Startnummer fünf als erste der Top-Favoritinnen in die Loipe. Wie gewohnt diktierte sie in der Spur die Laufbestzeiten. „Das tat heute aber verdammt weh. An den Anstiegen habe ich die Oberschenkel schon gemerkt“, bekannte die bereits mit Mixed-Silber dekorierte Wallgauerin. „Ich wusste, dass ich am Schießstand ganz sauber arbeiten musste, um aufs Podest zu kommen.“ Und das tat sie in großartiger Manier.
Doch nach dem Zieleinlauf hieß es zunächst: warten, warten, warten - Neuner flüchtete nach einigen Fernsehinterviews in die Umkleidekabine. „Das war sehr aufregend. Ich war schon nervös“, bekannte die 24-Jährige. Denn die anderen Top-Favoriten jagten ihre Bestzeit. Aber sowohl die sechsmalige Saisonsiegerin Tora Berger aus Norwegen als auch Anastasiya Kuzmina konnten nicht dagegen halten. Einzig Kaisa Mäkäräinen war nach dem zweiten Schießen noch in Schlagdistanz. Mit einem Rückstand von 4,2 Sekunden ging sie auf die Schlussrunde, konnte da aber nicht gegenhalten.
Miriam Gössner war mit ihrer Premiere bei einer Biathlon-WM dagegen nicht zufrieden. Die bereits mit Olympia- und WM-Silber mit deutschen Langlaufstaffeln dekorierte Gössner haderte diesmal ausgerechnet mit ihrer Laufleistung. „Ich habe mich von Anfang an läuferisch schlecht gefühlt. Ich bin nach dem langen Winter doch ein bisschen kaputt“, meinte die 20-Jährige.