Sieger Schempp „im Kopf reifer geworden“
Antholz (dpa) - Beinahe wäre die Biathlon-Karriere von Simon Schempp schon vorbei gewesen, ehe sie richtig begonnen hatte. „Wenn das nicht besser geworden wäre, dann wäre mir gar nichts anderes übrig geblieben“, sagte der neue Shooting-Star in Antholz nach seinem neuerlichen Sieg-Coup.
Erleichtert schaute der 26-Jährige in diesem Moment aus. Denn kurz vor und lange nach Olympia 2010 hatte er nichts zu lachen. „Da war ich gesundheitlich überhaupt nicht auf der Höhe, da war mein komplettes Immunsystem am Ende. Man kennt seinen Körper überhaupt nicht mehr, weil der total verrückt spielt. Da fängt man dann zum Grübeln an.“
In dieser Zeit, erzählte Schempp, seien es vor allem Familie und Freunde gewesen, die ihm Mut gemacht hätten. „Und Gott sei Dank hat der Körper nach langer Zeit wieder mitgespielt. Dann habe ich den Spaß wiedergefunden und dann läuft es auch wieder.“
Und wie es läuft! Schempp hat jene Leichtigkeit entdeckt, die den Champion ausmacht. Dem Zollwachtmeister von der Skizunft Uhingen gelingt derzeit fast alles. In dieser Saison war Schempp schon dreimal Zweiter, und zuletzt - in Ruhpolding und nun in Antholz - zweimal Erster. „Die Erfolge“, sagte er, „bringen eine gewisse Lockerheit.“ Im Verfolgungsrennen am Samstag ist er nun der Gejagte. Im Vorjahr gelang ihm in der Südtirol-Arena von Antholz ein Doppelsieg. Es waren seine ersten Weltcup-Siege.
Schon da hatte Schempp das Vertrauen in seinen Körper wiedergefunden. „Jetzt bin ich einfach die letzten zwei Jahre gut durchgekommen“, freute er sich. Das Training am Stützpunkt in Ruhpolding hat er ein Stück weit verändert. Er trainiert mehr, aber anders. „Und ich bin“, sagte er, „im Kopf reifer geworden.“
Beim Heimweg nach seinem Sprint-Sieg war Schempp gut drauf, auch wenn ihn keine Feier erwartete. „Das ist schwierig in einer Weltcup-Woche. Aber man geht mit einer positiven Stimmung ins Hotel. Da läuft die Erholung dann besser ab, als wenn man mit einem schlechten Rennen zurückkommt.“
Und weil Schempp die Leichtigkeit des Seins entdeckt hat, will er sich bei der Weltmeisterschaft im März im finnischen Kontiolahti nicht unter Druck setzen lassen. „Für mich persönlich ist die WM nicht alles. Die Leistung über das ganze Jahr ist höher einzuschätzen. Wer im Gesamtweltcup vorne dabei ist, der ist wirklich ein außergewöhnlicher Biathlet.“ Schempp ist momentan Dritter hinter dem Franzosen Martin Fourcade und dem Russen Anton Schipulin.