Pechstein wieder Weltcup-Zweite - Klatsche für Beckert
Berlin (dpa) - Claudia Pechstein winkte mit einem Riesenhandschuh ihren Fans zu und feierte die beste Zeit auf ihrer Hausbahn, Stephanie Beckert überquerte mit ausdrucksloser Miene die Ziellinie.
Während sich die rasante Talfahrt der Erfurterin fortsetzte, erzielte die fünfmalige Olympiasiegerin Pechstein in Berlin mit Platz zwei über 3000 Meter zum 105. Mal eine Podest-Platzierung im Eisschnelllauf-Weltcup.
Mit Sprechchören wurde sie von den knapp 2000 Zuschauern gefeiert, nachdem die 41-Jährige in 4:02,96 Minuten so schnell war wie noch nie auf dem Eis der Hauptstadt. „Meine Taktik ist voll aufgegangen, denn der Druck war vor den heimischen Fans besonders groß“, meinte Pechstein strahlend. „Ich werde mit einem Glas Saft anstoßen, es muss nicht immer Alkohol sein.“
Erneut lief nur ihre tschechische Freundin Martina Sablikova schneller, die Pechstein in 4:02,25 Minuten wieder auf den Ehrenplatz verwies. „Es war ein sehr schönes Duell. Ich wollte so laufen, dass mindestens Platz eins oder zwei rauskommt. Wenn mir das in Sotschi auch gelänge, wäre das fantastisch“, sagte Pechstein. Allerdings hatte die Niederländerin Jorien Ter Mors in der B-Gruppe in 4:02,23 Minuten mit Quartettstart sogar eine noch bessere Zeit als Sablikova auf dem schnellen Eis erzielt.
Für Team-Olympiasiegerin Beckert war der zwölfte Platz in der B-Gruppe nach durchweg unbefriedigenden Rennen in diesem Winter eine erneute Demütigung. „Natürlich kann ich damit nicht zufrieden sein. Ich muss das jetzt abhaken und die kommenden acht Wochen intensiv arbeiten, um im Februar bei Olympia wieder besser in Schuss zu sein“, meinte die Thüringerin nach ihren 4:12,11 Minuten traurig.
Schlüssige Erklärungen für ihren deprimierenden Absturz in dieser Saison konnte sie nicht finden. „Die Lockerheit fehlt auf dem Eis. Dann will man alles, verkrampft und erreicht gar nichts“, meinte sie bedrückt. „Ich muss versuchen, da wieder rauszukommen.“ Mentale Probleme sieht sie nicht. „Nein, das ist eher körperlich, viele Kleinigkeiten. Der Schritt stimmt einfach nicht“, sagte sie.
Cheftrainer Markus Eicher war nach dem bitteren Auftakt fassungslos über Beckerts Leistung und vor allem die schlechte Technik des einstigen Zugpferdes im Team. „Sie läuft steif, hölzern. Ich bin sehr enttäuscht“, meinte der Inzeller.
Gar nicht gut lief es auch für Lokalmatadorin Jenny Wolf über 500 Meter. In der Innenkurve laufend rutschte die Olympia-Zweite aus Berlin weg und verfehlte durch den Sturz die angestrebte fünfte Podestplatzierung in diesem Winter. „Ich wollte vor eigenem Publikum volles Risiko gehen. Das ist nun gründlich schief gegangen“, meinte die 34-Jährige. „Aber das ist keine absoluter Tiefschlag für mich.“
Der siebte Saisonerfolg im siebten Rennen ging an Seriensiegerin Lee Sang-Hwa aus Südkorea. Die Olympiasiegerin setzte sich in 37,36 Sekunden durch und entriss Jenny Wolf ihren Bahnrekord. Die Erfurterin Judith Hesse, die zuletzt wegen einer Erkältung gefehlt hatte, sprintete in 38,74 Sekunden auf den 18. Rang.
Zuvor hatte der deutsche Meister Nico Ihle aus Chemnitz die in der Vorwoche erreichte Olympia-Qualifikation mit seiner besten Saisonplatzierung bestätigt. In 35,39 Sekunden kam er über 500 Meter auf den 13. Platz. Den zweiten Weltcup-Erfolg seiner Karriere landete der Niederländer Michel Mulder in 34,80 Sekunden.