Doppelsieg erleichtert Österreichs Alpine vor WM

Hinterstoder (dpa) - In den rot-weiß-roten Jubel mischte sich beim zuletzt arg gebeutelten österreichischen Herren-Skiteam vier Tage vor dem ersten WM-Rennen viel Erleichterung.

Nach dem Weltcup- Doppelerfolg im Super-G von Hinterstoder zog Verbandspräsident Peter Schröcksnadel seinen Siegfahrer Hannes Reichelt kurz von den Mikrofonen der Journalisten weg und herzte den 30-Jährigen ausgiebig. „Nach der schwierigen Zeit mit den schweren Stürzen haben sie es richtig gut macht“, lobte der Chef auch den zweitplatzierten Benjamin Raich, „das war sehr wichtig vor der WM.“

Während sich Reichelt dank einer Traumausfahrt am Kanonenrohr seines WM-Tickets wohl endgültig sicher sein darf, liebäugelt der Oberstdorfer Tobias Stechert trotz deutlich nicht erfüllter Norm mit einem Einsatz in Garmisch-Partenkirchen. „Es wäre schon wichtig gewesen, mir hier Selbstvertrauen zu holen“, meinte der 25-Jährige, der bereits nach wenigen Sekunden am Tor vorbeifuhr und einen 19. Rang als bestes Saisonresultat zu Buche stehen hat.

„Das war einfach zu wenig, so billig auszuscheiden“, schimpfte Herren-Cheftrainer Karlheinz Waibel, der bei der WM in dem verletzten Stephan Keppler auf seinen besten Speedfahrer verzichten muss. Bei seinem ersten Weltcup-Einsatz seit knapp vier Jahren belegte Josef Ferstl vom SC Hammer nach „engagierter Fahrt“ (Waibel) Platz 41.

Dass für die deutschen Fahrer trotz später Startzeit auf der Strecke „Hannes Trinkl“ zumindest ein besseres Resultat möglich gewesen wäre, bewies Alexis Pinturault. Mit Startnummer 62 ließ der Franzose viele Topathleten noch einmal zittern und wurde Sechster. Der Dritte Bode Miller zeigte sich hinter seiner Sonnenbrille jedoch auch von dem späten Angriff ungerührt. „Platzierungen sind für mich immer zweitrangig, meine Fahrt war schlecht“, murrte der Amerikaner, der pünktlich zu den Titelkämpfen nach bislang mäßiger Saison in Form kommt.

Auch bei den Österreichern stimmt die Leistungskurve mit Blick auf Garmisch-Partenkirchen. Und die vorsichtig positiven Prognosen für den schwer gestürzten Hans Grugger, der diese Woche aus dem künstlichen Tiefschlaf erwacht war, sorgen ebenfalls für Zuversicht. „Das Ergebnis heute und die guten Nachrichten aus dem Krankenhaus heben die Stimmung der ganzen Mannschaft“, sagte Doppel-Olympiasieger Raich nach seinem ersten Super-G-Podestrang seit November 2009.

Sogar knapp drei Jahre musste Reichelt auf den fünften Weltcup- Erfolg warten. „Es ist traumhaft, vor so einer Kulisse in Österreich zu gewinnen“, sagte der Routinier vor 23 500 Zuschauern im 938-Seelen-Dorf und gab zu: „Der Sieg verwundert mich selbst.“

Kaum noch überraschen konnte die erneut starke Vorstellung von Ivica Kostelic, der seinem 999-Punkte-Januar einen fünften Platz folgen ließ. Dem Kroaten ist der Weltcup-Gesamtsieg mit 520 Zählern Vorsprung auf den Schweizer Silvan Zurbriggen nur noch schwer zu entreißen. „Das war ein wichtiger Schritt“, meinte Kostelic.