Dritter: Dopfer überrascht alle - „Echt genial“
Beaver Creek (dpa) - Nachdem die Damen um die Olympiasiegerinnen Maria Höfl-Riesch und Viktoria Rebensburg auch die letzte Chance auf ein Podest in Lake Louise verpasst hatten, landete Fritz Dopfer den Coup des Wochenendes.
Rang drei in Beaver Creek, sein erstes Weltcup-Podest.
Fast 18 Jahre hatten die deutschen Alpin-Herren auf eine solche Platzierung warten müssen. Ein wenig schüchtern wirkte Fritz Dopfer beim ersten Podestbesuch seiner Weltcup-Karriere und dem ersten Riesenslalom-Stockerl des Deutschen Skiverbandes (DSV) seit Tobias Barnerssois aus dem Januar 1994. An der Seite von Sieger Marcel Hirscher (Österreich) durfte sich der 24-Jährige mit einem Blumenstrauß in der Hand und dem gerahmten Fotos eines Greifvogels für Rang drei auf der Raubvogelpiste von Beaver Creek über den Überraschungscoup freuen. „Das ist echt genial, mir fehlen die Worte“, staunte Dopfer - und hatte seine Chefs verzückt.
„Wir hätten uns gefreut, wenn er in die 15 reinfährt, die Top-10 wäre der große Wunsch gewesen. Aber ein Podium ist schon außergewöhnlich“, sagte ein überglücklicher Alpin-Direktor Wolfgang Maier und fügte stolz hinzu: „Er hat die Chance genutzt und wirklich guten Sport gezeigt. Das war kein Zufall.“ Nachdem die Damen um Maria Höfl-Riesch (Platz fünf) auch im abschließenden Super-G in Lake Louise den erhofften Podestplatz verpasst hatten, nutzte Dopfer in den USA die Gunst der Stunde.
„Wir wollen den Skisport gesamtheitlich präsentieren und da ist es wichtig, dass nicht nur die Damen erfolgreich sind, sondern auch einmal einer von den Jungs“, betonte Maier. „Aber man sollte jetzt nicht zu hoch schießen, sondern erst einmal die nächsten Rennen abwarten.“
Dann greift auch der langjährige Herren-Alleinunterhalter Felix Neureuther ins Geschehen ein. Den Riesenslalom am Dienstag, wo Dopfer „an die Leistung anknüpfen“ will, lässt der Partenkirchener nach seiner Knieverletzung aus. Aber für den Torlauf am Donnerstag zum Abschluss in Beaver Creek ist er „brutal heiß“, wie sein Trainer Karlheinz Waibel verriet: „Und da tut der Erfolg vom Fritz sein Übriges dazu. Das ist für ihn mehr wert als der ein oder andere Trainingstag.“
Dass ausgerechnet Dopfer die fast schon ewige Durststrecke im Riesenslalom brach, freute die Verantwortlichen sehr. Denn der 2007 aus Österreich zum DSV gewechselte Sportler gilt als besonders fleißig und als ehrlicher Arbeiter. „Er hat sich mit kleinen Schritten kontinuierlich weiterentwickelt - als Persönlichkeit, Athlet und Skifahrer“, lobte Waibel. Der Sohn einer Österreicherin und eines Deutschen, Absolvent der österreichischen Kaderschmiede Skigymnasium Stams, trainiert in Garmisch. Erst zum zehnten Mal fuhr der Zollwachtmeister am Sonntag in die Punkteränge vor. Er sei in der „erweiterten Weltspitze“ angekommen, sagte Waibel.
Beim DSV sind solche Erfolge „Balsam für die geschundene Herrenseele“, wie Maier betonte. Denn während die Damen mit Weltcuperfolgen, Weltmeistertiteln und Olympiasiegen längst die Weltspitze mitbestimmen, gab es in der Herren-Sparte lange Jahre, abgesehen von ein paar Slalom-Podestplätzen, gar keinen Grund zur Freude. Doch mehr und mehr zeigt die Kurve der Resultate nach oben. Dazu kommen einzelne Spitzenplatzierungen wie jetzt von Dopfer oder dem zweiten Super-G-Rang von Stephan Keppler im Vorjahr in Gröden.
„Es ist unser Ziel, dass wir nicht nur von Verbesserungen sprechen, sondern es auch in Form von Ergebnissen beweisen“, betonte Maier. Und über Dopfers Coup freute sich auch Podest-Vorgänger Barnerssoi: Passenderweise kam der Fernsehbeitrag im Bayerischen Rundfunk vom mittlerweile als TV-Reporter tätigen Ex-Skirennfahrer.