Mutmacher Moskau: Dürr gewinnt Parallel-Slalom vor WM
Moskau (dpa) - Lena Dürr hatte alle Hände voll zu tun. Beladen mit dem Siegerpokal, einem Blumenstrauß, ihren Ski und den Stöcken stand die 21-Jährige in Moskau auf dem obersten Podestplatz und hörte die deutsche Nationalhymne - zum ersten Mal nach einem Weltcuprennen.
„Das war echt cool“, sagte die Skirennfahrerin aus Germering, einen Tag nachdem sie den Parallel-Slalom in der russischen Millionen-Metropole gewonnen hatte. Genau eine Woche vor dem ersten Wettkampf bei der Ski-WM in Schladming.
„Du stehst da oben und weißt, das ist jetzt nur für dich. Ein cooles Gefühl. Da konnte ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen, was passiert ist die letzten Wochen und wofür ich das alles gemacht habe“, meinte Dürr.
So richtig viel Spaß hatte Dürr bei den vergangenen Weltcups nicht. Ausgeschieden, 14., 29., 27., 27. lautet ihre Bilanz seit dem Jahreswechsel. So richtig erklären konnte sie sich das nicht. Nach St. Moritz hatte sie mit den Folgen einer Erkrankung zu kämpfen, aber die seien längst verschwunden, meinte sie noch am Wochenende beim Weltcup in Maribor/Slowenien.
In Moskau stand Dürr nur am Start, weil Viktoria Rebensburg und Maria Höfl-Riesch auf den Flug nach Russland verzichtet hatten. Die sich bietende Gelegenheit nutzte sie „kurz und effektiv“, wie Damen-Bundestrainer Thomas Stauffer meinte. „Sportlich ist es super. Diese Punkte nimmt sie gerne mit“, sagte Stauffer über die 100 Zähler für die Slalom-Wertung. „Ich hab gewusst, dass bei so einem Event alles möglich ist, egal gegen wen du fährst“, beschrieb Dürr ihre Gedanken rund um die knapp 60 Meter lange Tribünenpiste.
Für den Mannschaftswettkampf in Schladming - der auch im Parallel-Slalom ausgefahren wird - ist Dürr nun eine ernsthafte Kandidatin. Auch wenn Stauffer sich am Tag der Nominierungssitzung noch zurückhaltend äußerte: „Wir lassen das noch ein bisschen offen. Wir wollen da mit der stärkstmöglichen Mannschaft antreten.“
Den Sieg ermöglichte sich Dürr insbesondere durch ihre guten Starts aus dem mit einem Klappmechanismus versehenen Starthäuschen. „Sie hat ein sehr gutes Timing gehabt am Start, außer bei einem Lauf“, lobte Stauffer. Im Finale gegen Veronika Velez Zuzulova aus der Slowakei behielt Dürr am Dienstagabend dann mit 0,43 Sekunden Vorsprung die Oberhand. „Das ist so toll. Das habe ich nun wirklich nicht erwartet. Ich hatte noch nie so viel Spaß beim Skifahren wie heute“, hatte sie unmittelbar nach dem größten Erfolg ihrer Karriere gejubelt.
Die gute Laune und das Selbstvertrauen aus dem letzten Wettkampf vor dem Saisonhöhepunkt will Dürr mit nach Österreich nehmen, sagt aber auch: „Das ist ein anderer Event. Ich trainiere jetzt in Haus im Ennstal Super-G, das ist am Dienstag schon der erste Wettbewerb. Das geht jetzt alles voll schnell.“