Bereit für WM: Neureuther Slalom-Zweiter in Kitzbühel
Kitzbühel (dpa) - Felix Neureuther legte Marcel Hirscher im Zielraum freundschaftlich den Arm über die Schulter. Ein Podestplatz war den beiden besten Slalom-Fahrern der Welt in Kitzbühel schon vor dem letzten Starter gewiss.
Als dann noch der Italiener Stefano Gross als Führender zurückfiel, feierten der zweitplatzierte Partenkirchener und der Sieger aus Österreich wieder an der Spitze des Klassements. Genau andersherum war die Rangfolge vor einer Woche in Wengen gewesen. „Ich hoffe, dass es in zweieinhalb Wochen wieder passt“, sagte Neureuther mit einem Lächeln und verließ die Alpin-Hochburg zufrieden.
„Das war eine echte Generalprobe für Schladming, auch vom Rummel und den Terminen her. Dem Druck habe ich gut standgehalten und das stimmt mich positiv für die Weltmeisterschaft“, betonte der 28-Jährige und will für den Saisonhöhepunkt noch am „unbändigen Siegeswillen“ arbeiten. Den hat Hirscher, der Topfavorit für die Technik-Rennen in den Titelkämpfen vom 5. bis 17. Februar.
Vor zehntausenden Zuschauern am Ganslernhang hatte Hirscher einen Traumlauf an die Spitze in der österreichischem Alpin-Hochburg hingelegt. Arnold Schwarzenegger im Publikum reckte eine der wuchtigen Fäuste in die Höhe, Neureuther packte seine Sachen in der Box des Führenden zusammen. „Marcel ist der, den es zu schlagen gilt, aber es wird kein Zweikampf Hirscher gegen Neureuther“, sagte der 28-jährige Partenkirchener. Und auch wenn Alpin-Chef Wolfgang Maier zu hohe Erwartungen nicht mag: die Hoffnung auf die erste deutsche alpine Herren-Medaille seit Florian Eckerts Bronze 2001 ist im Verband größer denn je.
Dritter auf dem Slalom-Podest war der Kroate Ivica Kostelic, der damit auch Sieger der letzten klassischen und mit Punkten belohnten Kombination in Kitzbühel wurde. Bei der Abfahrtsparty am Samstag vor mehr als 40 000 Zuschauern wurde auf Streif-Gewinner Dominik Paris (Italien) angestoßen. Super-G-Champ Aksel Lund Svindal hatte dabei seinen zweiten Coup in Kitzbühel verpasst; ebenso wie Stephan Keppler als einziger deutscher Abfahrer auf Platz 28 die WM-Norm.
Während die Verantwortlichen des Deutschen Skiverbandes angesichts Kepplers fehlender Norm und der Verletzung von Tobias Stechert die Aufstellung des Speedteams noch offen lassen, hoffen sie bei den Titelkämpfen in der Steiermark auf das ersehnte Edelmetall eines deutschen Skirennfahrers. Denn Fritz Dopfer, Siebter am Sonntag, ist der zweite Trumpf; und da er nicht so im Fokus wie Neureuther steht, kann er etwas befreiter fahren.
Wie groß der Druck werden kann, spürte dagegen der viermalige Weltcup-Gewinner schon in den prestigeträchtigen und mit insgesamt 564 000 Euro dotierten Hahnenkamm-Tagen. „Kitzbühel hat im Vorfeld schon ziemlich Druck aufgebaut. Ich habe probiert locker zu bleiben“, erklärte Neureuther an dem Ort, an dem er 2010 seinen ersten Weltcup-Sieg feierte. Nach einem Kurztrip zu dem von ihm geliebten Parallel-Slalom in Moskau am Dienstag geht es in die unmittelbare WM-Vorbereitung.
Noch größer als für den deutschen WM-Vierten von 2009 ist der Weltmeisterschafts-Druck für Hirscher. Denn bei einer Bilanz von vier Siegen, zwei zweiten und einem dritten Platz im Spezial-Slalom zählt nur eine Medaille, für rot-weiß-rot eigentlich nur Gold. „Wer zu den Großen gehören möchte, muss Kitzbühel gewinnen“, sagte Hirscher nach der gelungenen Heim-Generalprobe, den bei der Anreise zum Rennen ein defekter Hubschrauber zum Umstieg aufs Auto zwang. Nach seinem Traumauftritt im Laufbestzeit im zweiten Durchgang an die Spitze war er sich seines Sieges dann schnell sicher.
„Der Felix ist in einer Topform. Wenn man dann sieben Zehntel vorne ist, weiß man, dass es passt“, meinte der österreichische Ausnahmeathlet. In der Tat ist auch Neureuthers Torlauf-Bilanz mit einem Sieg, zwei zweiten Plätzen und insgesamt sechs Top-5-Ergebnissen sehr gut. Dazu steht der Sieg vom Parallel-Rennen in München zu Buche - und für den starken zweiten Durchgang von Kitzbühel nahm Neureuther wieder den Siegerski von Wengen.