Slalom-Generalprobe weckt WM-Hoffnungen beim DSV
Schladming (dpa) - Neben Felix Neureuthers erneutem Sprung aufs Podium brachte auch die Leistungsexplosion von Top-Talent Linus Strasser den deutschen Alpinchef kurz vor WM-Beginn ins Schwärmen.
„Wir sind superstolz auf die Jungs und das können auch die ganzen Ski-Fans bei uns sein“, befand ein „megazufriedener“ Wolfgang Maier. Mit den Plätzen drei durch Neureuther, vier durch Fritz Dopfer und Strassers fünften Rang bei der Slalom-Generalprobe für die Weltmeisterschaften präsentierten sich die Technik-Männer des Deutschen Skiverbandes in Schladming als Spitzenteam. Einziger Mini-Makel: Aus dem dritten Saisonsieg für den DSV wurde esnichts. „Vielleicht schaffen wir ja das i-Tüpfelchen dann in Vail“, bemerkte Maier.
Die Technik-Herren, viele Jahre die Sorgengruppe der Alpinsparte im Verband, sind vor den am Montag beginnenden Titelkämpfen in den USA ohne Zweifel Hoffnungsträger. In 13 Weltcup-Rennen im Slalom und Riesenslalom sammelten Neureuther und Dopfer diese Saison elf Podestplätze. Damit schnitt die Mannschaft erfolgreicher ab als noch im Vorfeld der WM 2013 oder Olympia 2014. „Das, was die Jungs da zeigen, ist absolute Weltspitze“, urteilte auch Maier, dem bisher zwei Saisonsiege durch Neureuther aus Wengen und Madonna di Campiglio genügen. „Man muss im Bezug auf die WM die Leute nicht ganz so unter den Erwartungsdruck setzen“, sagte er. „Der deutsche Überdruck kann ein Team bei einer Weltmeisterschaft dann auch an die Wand drücken.“
Pünktlich vor der Abreise überraschte ein weiterer DSV-Athlet mit dem Sprung in die Slalom-Weltspitze. Schier sensationell fuhr der 22 Jahre alte Strasser in seinem erst zwölften Weltcup-Rennen auf Platz fünf - und wusste selbst nicht so recht, wie ihm geschah. „Wie es bei mir in den letzten Monaten dahingegangen ist, das ist Wahnsinn“, bemerkte der Münchner „unglaublich glücklich“. Ebenso wie der zuletzt noch fragliche Philipp Schmid gehört er auch zum zwölfköpfigen deutschen WM-Aufgebot, das der DSV am Mittwoch offiziell bekanntgab.
Titelkämpfe in den USA - ein absolutes Wow-Erlebnis für Strasser. „Wenn man mal wieder eine ruhige Minute für sich hat und denkt: Hey, wo warst du vor einem halben Jahr? - dann ist man auf sich selber dermaßen stolz“, sagte er und blickte auf Jugendtage zurück: „Man träumt immer davon, im Weltcup zu stehen, und schaut die Leute im Fernsehen an. Und dann bist du auf einmal mittendrin“, schwärmte er.
Maier traut seinem derzeit vielleicht größten Talent viel zu. Aus Strasser könne ein Weltklassefahrer werden, der Bayer bringe „supergute Voraussetzungen“ mit, erklärte der Alpinchef. „Aber wenn er sich da vorne festsetzen möchte in der Kategorie, wo er jetzt war, dann muss er einfach hart arbeiten. Bei allem, was er an Talent mitbringt: Am Schluss ist Spitzensport knallharte Arbeit.“
Bundestrainer Mathias Berthold warnte vor überschwänglichem Lob: „Natürlich ist er sehr gut und hat ein großes Talent, aber man muss vernünftig weiterarbeiten und den Jungen jetzt nicht was weiß ich wohin hochheben.“ Das tue „in den meisten Fällen“ nicht gut. Neureuther schaffte es übrigens nach seinem Weltcup-Debüt im Januar 2003 auch hin und wieder weit nach vorne, brauchte für sein erstes Top-5-Resultat aber fast vier Jahre; Strasser nach seinem ersten Auftritt im Oktober 2013 jetzt nur 15 Monate.