WM-Dritter Eckert: Rennleiter statt Abfahrer
Garmisch-Partenkirchen (dpa) - Zehn Jahre ist die letzte Einzelmedaille eines deutschen Alpin-Herren bei Weltmeisterschaften jetzt her. Florian Eckert gewann damals Bronze in der Abfahrt. Diesmal hat er wieder eine Hauptrolle bei der WM: Er ist Rennleiter auf der Kandahar.
Mit Startnummer 25 stürzte sich Florian Eckert bei den Weltmeisterschaften in St. Anton aus dem Starthäuschen - und ließ den österreichischen Weltmeister Hannes Trinkl im Zielraum sowie die rot-weiß-rote Ski-Nation noch bangen. „Ja, spinn' ich jetzt“, staunte Armin Assinger im Februar 2001 am ORF-Mikro, als Eckert in seinem Zebrastreifen-Rennanzug bei der letzten Zwischenzeit 0,17 Sekunden schneller als der führende Österreicher war. Am Ende standen Rang drei und Bronze zu Buche: Hannes Trinkl schloss kurz erleichtert die Augen und pustete tief durch. Die TV-Kommentatoren wunderten sich über das „Phänomen Florian Eckert“.
Zehn Jahre ist die letzte Einzelmedaille eines deutschen Alpin- Herren bei Weltmeisterschaften jetzt her. Während der WM-Tage von Garmisch-Partenkirchen wurde Eckert auf den großen Abfahrts-Auftritt noch angesprochen, seine Konzentration aber gilt in der Marktgemeinde ganz anderen Dingen. Denn der 32-Jährige ist Herren-Rennleiter auf der Kandahar. „Es macht mir Spaß mit den Leuten hier und einem guten Team zusammenzuarbeiten“, sagte der Mannschafts-Weltmeister von Bormio 2005.
Zwischen 500 und 600 Leute sind mit den Abfahrtsstrecken beschäftigt, am Renntag etwa 250 für eine Strecke im Einsatz. Eckert ist Rennleiter auf der Herren-Abfahrtspiste, sein früherer Teamkollege Stefan Stankalla fungiert in gleicher Rolle bei den Damen.
Hauptberuflich arbeitet Eckert mittlerweile als Software- Entwickler in einer Münchner Firma, jetzt aber ist er sechs Wochen im WM-Dauereinsatz. Er kümmert sich um die Strecke, die Sicherheit, die Pistenbeschaffenheit, arbeitet eng mit dem Renndirektor des Internationalen Verbandes zusammen, sorgt für genügend Helfer auf dem Kurs und und und. „Nach der Arbeit hier bei der Ski-WM leg' ich mich ins Bett und bin auch schon weg“, sagte Eckert dem „Münchner Merkur“.
Selbst die eisige Kandahar als Rennfahrer runterzufahren, käme ihm dabei nicht in den Sinn. „Auch wenn das sicher einen gewissen Reiz hätte“, sagte der zweimalige Weltcup-Podestfahrer, der im September 2005 seine hoffnungsvolle Sportlerkarriere beenden musste. In seiner derzeitigen körperlichen Verfassung würde er sich eine rennmäßige Abfahrt auf dem deutschen Heim-Hang gar nicht zutrauen. „Das ist nicht so eine Idee, die man morgens mal so hat. Da muss man sich schon vorbereiten“, betonte Eckert.
Dass auf „seiner“ Kandahar ein deutscher Skirennfahrer in der Abfahrt am Samstag als Eckerts WM-Medaillen-Nachfolger auf das Podest fährt, ist praktisch ausgeschlossen. Dafür hat am Gudiberg Felix Neureuther die Chance auf das Stockerl. „Ich wünsche es ihm. Er hat gezeigt, dass er absolutes Potenzial hat. Die Möglichkeit besteht...“, sagte Eckert, „...aber die besteht bei vielen.“