Angerer kämpft trotz Oslo-Enttäuschung weiter
Oslo (dpa) - Der ersten Enttäuschung folgte die Kampfansage an die Konkurrenz. Fast trotzig kündigte Langläufer Tobias Angerer nach seinem sechsten Platz im 50-Kilometer-Rennen bei den Weltmeisterschaften in Oslo an, dass auch weiterhin mit ihm zu rechnen sei.
„Ich mache definitiv weiter“, sagte der Vachendorfer. Dabei wirkte er noch immer geknickt, denn sein Medaillenziel im Marathon hatte er um zwei Sekunden verfehlt. Seine sportliche Klasse demonstrierte einmal mehr Petter Northug. Der Norweger lief sehr gewissenhaft, hielt sich immer im Vorderfeld auf und war am Ende der einzige, der die Attacke des Russen Maxim Wylegschanin kontern konnte. Am letzten Anstieg im Stadion zündete er erneut seinen Turbo und siegte zum dritten Mal bei diesen Titelkämpfen. Damit versetzte er die Rekordkulisse von rund 150 000 Zuschauern in Ekstase. Wylegschanin holte Silber vor dem Norweger Tord Asle Gjerdalen.
„Ziel war ganz klar eine Medaille. Deshalb bin ich schon sehr enttäuscht. Ich bin zweimal gestürzt und das konnte ich am Ende wahrscheinlich nicht mehr kompensieren“, erzählte „Tobi“. Nachdem er sein taktisches Geschick während des ganzen Rennens in die Wagschale geworfen hatte und nie die Gefahr bestand, dass er im Endkampf nicht mit vorn dabei sein könnte, hatte er beim Antritt von Wylegschanin nicht mehr die Kraft zu folgen.
Nach seinem Formtief im Dezember war nicht damit zu rechnen, dass er bei der WM bei allen Einsätzen unter den besten Zehn landen könnte. „Vor zwei Monaten war ich total weg vom Fenster. Aber ich habe alles richtig gemacht und bin wieder in die absolute Weltspitze vorgelaufen. Wichtig war, dass wir die Staffel-Medaille geholt haben, aber ich hätte auch gern eine aus einem Einzelrennen gehabt“, sagte Angerer, den die Zuschauermassen begeisterten: „So etwas erlebe ich nie wieder. Das hat zusätzlich Adrenalin freigesetzt.“
Bundestrainer Jochen Behle konnte Angerers Enttäuschung nur bedingt verstehen. „Klar wollte er die Medaille, aber die wichtigste, nämlich die in der Staffel, hat er geholt. Er hat nie aufgegeben und sich zurückgekämpft“, lobte der Coach und sprach damit über das gesamte Team, das von Krankheiten und Verletzungen gebeutelt wurde wie noch nie zuvor. „Wir haben das Beste herausgeholt. Die WM hat gezeigt, dass wir mithalten können, aber um agieren zu können, muss alles stimmen. Das war in dieser Saison leider nicht der Fall. Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten“, sagte Behle.