Deutsche Kombinierer erfüllen Ziele nur bedingt
Oslo (dpa) - Nach dem Finale einer ansprechenden Saison war den deutschen Nordischen Kombinierern plötzlich nicht mehr zum Feiern zumute. Mit dem schlechtesten Mannschaftsergebnis verabschiedeten sich die Schützlinge von Cheftrainer Hermann Weinbuch in Oslo aus dem Wettkampfjahr.
Platz elf durch Weltmeister Eric Frenzel an der Stätte seines bislang größten Erfolges war nicht das, was sich alle vorgestellt hatten. Großer Gewinner war neben Tagessieger Bryan Fletcher (USA) der Franzose Jason Lamy Chappuis. Der Olympiasieger und Weltmeister holte sich als Achter zum dritten Mal hintereinander den Gesamtweltcupsieg.
„Leider ist es uns nicht gelungen, näher an Jason heranzurücken und ihm im Kampf um die Große Kristallkugel ernsthaft Paroli zu bieten. Das hatten wir uns für diese Saison vorgenommen“, meinte Weinbuch, ohne allerdings lange nach dem Warum grübeln zu müssen. „Es war ein Zwischenjahr ohne internationale Meisterschaften. Wir haben vor den nächsten drei Wettkampfjahren mit Weltmeisterschaften und Olympischen Winterspielen bewusst das Training etwas gedrosselt. Wir sind nicht an die Grenzen gegangen und haben dadurch an Stabilität bei der Verträglichkeit gewonnen“, betonte Weinbuch.
Durch Probleme in der Saisonvorbereitung - Tino Edelmann fiel drei Monate wegen einer Erkrankung aus und konnte nie die Kondition für schnelle Läufe aufbauen, Eric Frenzel fehlte nach einem schweren Sturz die Stabilität bei den Sprüngen - waren die beiden stärksten Athleten aus der WM-Saison 2010/11 gehandicapt. Wozu sie in der Lage sind, deuteten sie mit ihren beiden Siegen in Kuusamo und Lillehammer an. Insgesamt schafften die DSV-Kombinierer 14 Podestplätze und stellten mit Björn Kircheisen (5.), Frenzel (6.), Edelmann (8.), Johannes Ryzek (13.) und Fabian Rießle (14.) gleich fünf Athleten unter den besten 15 im Gesamtweltcup.
„Dass es dennoch nicht mit dem Gewinn des Nationencups geklappt hat, lag an Norwegen. Die junge Truppe hat einen so großen Sprung nach vorn gemacht, das hatten wir nicht erwartet“, sagte Weinbuch, der aber sein größtes Saisonziel als erreicht ansieht: „Wir sind viel breiter und besser aufgestellt als in den vergangenen Jahren. Mit Rießle, der jetzt zur absoluten Weltspitze zählt, und Manuel Faißt haben wir zwei junge Leute herangeführt, die uns für die Wettkampfhöhepunkte in den nächsten Jahren möglicherweise entscheidende Alternativen eröffnen“, sagte der Cheftrainer.
Auch die Verbesserung im Springen wollte Weinbuch nicht unterbewertet wissen. „Was allein Tino Edelmann erreicht hat, der fast immer um den Sprungsieg mitfightete, stimmt mich sehr zufrieden“, sagte der Berchtesgadener. Anteil daran hat auch der neue Sprungcoach Ronny Ackermann. Der Trainernovize schaffte praktisch problemlos den Sprung vom Athleten zum Trainer. Da auch Holger Bauroth als neuer Lauftrainer sofort integriert und akzeptiert wurde, ist der Umbruch im Kombinierer-Lager gelungen.
Weinbuch und sein Team haben dennoch viel Arbeit im Sommer vor sich. Unter anderem auch auf dem Materialsektor. Noch immer suchen die Deutschen nach der idealen Bindung bei den Sprungski. Und nicht nur Oslo offenbarte ein großes Problem bei den Lauflatten. „Bei nassem Schnee sind wir nicht konkurrenzfähig. In Sachen Materialpräparation haben uns andere Nationen ein- und überholt, was auch mit der Manpower zusammenhängt. Das ist mit dem besten Training nicht wettzumachen. Hier müssen wir dringend nachlegen“, meinte Weinbuch.