Freud und Leid im Team-Sprint: Tscharnke startet
Falun (dpa) - Den 19. Februar 2014 wird Tim Tscharnke wohl nie vergessen. Obwohl er ihn zu gern aus seinem Gedächtnis streichen würde. Beim olympischen Team-Sprint in Sotschi lag er gemeinsam mit Hannes Dotzler auf Medaillen-, ja sogar auf Gold-Kurs.
Ein Sturz, ausgelöst von einem unmotivierten Spurwechsel des Finnen Sami Jauhojärvi in der letzten Abfahrt vor dem Ziel - und die Medaille war futsch. Zumal Tscharnke lange im Schnee liegen blieb, anstatt den beiden Kontrahenten nachzueilen und wenigstens Bronze zu sichern.
Seitdem ist bei Tscharnke nichts mehr so, wie es war. Wenigstens mit Jauhojärvi ist er sich wieder grün. „Wir grüßen uns. Da ist nichts hängengeblieben“, betont Tscharnke. Den entgangenen Erfolg kann höchstens die Silbermedaille noch aufwiegen, die der Thüringer vier Jahre zuvor als Nobody gemeinsam mit seinem großen Vorbild Axel Teichmann in Vancouver gewonnen hatte. Da war Tscharnke gerade erst in den Herren-Bereich aufgestiegen. Der damalige Bundestrainer Jochen Behle hatte die Sprintfähigkeiten des jungen Mannes schnell erkannt und ihn völlig überraschend aufgestellt. Er legte in seinen Runden die Grundlagen, die Teichmann dann zum Medaillengewinn nutzte.
„Diese beiden Rennen waren prägend“, erzählt Tscharnke heute. Gemeinsam mit Thomas Bing geht er am Sonntag in den WM-Team-Sprint von Falun. Klar, man ist nur krasser Außenseiter. Doch das war Tscharnke in den beiden so unterschiedlichen olympischen Wettbewerben auch. „Wir werden uns taktisch schon etwas zurechtlegen. Und ich werde mich mit Bingo zusammensetzen. Ich denke, dass ich meine Erfahrungen etwas einbringen kann“, sagt Tscharnke überzeugt davon, dass es sich lohnen wird, diesen Wettbewerb zu bestreiten.
Denn extra dafür verzichtet er am Samstag auf den Skiathlon. Jenes Rennen, das wie auf ihn zugeschnitten wirkt. „Der Skiathlon hat mich schon gereizt, er kommt mir am meisten entgegen. Aber die Aussichten, ihm Team-Sprint etwas zu holen, sind bedeutend größer“, sagt der 24-Jährige.
Im Trainingslager hat man versucht, die unterschiedlichsten Situationen des Team-Sprints zu simulieren. „Aber das geht nur bedingt. Man braucht richtige Gegner, und die haben wir halt nicht“, bemerkt Tscharnke.
Seinem neuen Partner Thomas Bing ist es recht, an dessen Seite zu laufen. „Das Thema Sotschi ist für ihn abgehakt. Sein letztes Erfolgserlebnis war der Etappensieg bei der Tour de Ski in Val di Fiemme. Der motiviert ihn“, glaubt der Dermbacher. Dass beide beim Klassik-Sprint am Donnerstag nicht die erhofften Ergebnisse brachten, sehen sie als Nebensache. „Das war zum Warmlaufen. Wären genügend Sprinter da, wären wir nicht gestartet. So aber war es wichtig, Streckenerfahrungen zu sammeln“, betont Bing, der beim WM-Start 46. wurde. Tscharnke beendete den Wettkampf sichtlich gefrustet als 28.