Gräßler stürzt ab: Damen ohne Sprung-Medaille
Oslo (dpa) - Im dichten Nebel von Oslo hat Ulrike Gräßler die greifbare Medaille für die deutschen Skispringerinnen aus den Augen verloren und das erhoffte Edelmetall bei der nordischen Ski-WM deutlich verpasst.
Nach Rang drei zur Halbzeit stürzte die Vizeweltmeisterin von 2009 im Finale ab und landete abgeschlagen auf dem 19. Platz. „Ich muss das jetzt erst mal sacken lassen“, sagte die frustrierte Klingenthalerin.
Die als Mitfavoritin gehandelte Melanie Faißt sorgte mit Rang neun für das beste Resultat des DSV-Quartetts, hatte mit der Medaillenvergabe aber ebenfalls nichts zu tun. „Ich hatte mir ein anderes Ergebnis vorgestellt. Es war ein Wettkampf zum Vergessen“, sagte Faißt.
Den Titel auf dem Midtstubakken sicherte sich Daniela Iraschko aus Österreich. Mit zwei Sprüngen auf 97 Meter verwies die Top-Favoritin, die bei der WM-Premiere vor zwei Jahren leer ausgegangen war, die Italienerin Elena Runggaldier und Coline Mattel aus Frankreich auf die Plätze. „Sie hat sehr viel für das Damen-Skispringen getan und ist eine würdige Weltmeisterin“, gratulierte Gräßler.
Bei schlechter Sicht verlor die Polizeimeisterin im Finale den Durchblick und gab die mögliche Medaille aus der Hand. „Ich habe eine Windböe abbekommen, will es aber nicht darauf schieben. Ich habe mir beim Absprung nicht vertraut. Vielleicht war ich übermotiviert und wollte zu viel. Ich bin bitter enttäuscht“, sagte die 23-Jährige nach ihrem Hüpfer auf 79,5 Meter. Zur Halbzeit hatte sie nach einem Sprung auf 94 Meter als Dritte noch alle Trümpfe in der Hand gehabt. „Beim Skispringen zählen nun mal zwei Sprünge. Es tut schon weh, aber das Leben verändert sich deshalb nicht“, erklärte Gräßler.
Auch für die anderen drei DSV-Springerinnen endete der Oslo-Ausflug mit einer herben Enttäuschung. Faißt, die in diesem Winter bereits fünfmal auf dem Podest gestanden hatte, konnte mit Weiten von 88 und 92 Metern ihr Potenzial nicht ausschöpfen.
Noch schlimmer erwischte es Juliane Seyfarth (31.) und Anna Häfele (35.), die es nicht einmal in den zweiten Durchgang schafften. „Man arbeitet das ganze Jahr auf diesen einen Wettkampf hin und dann so etwas“, sagte Seyfarth. „Leider hat das Wetter verhindert, dass wir zeigen konnten, was wir wirklich drauf haben. Wir können mehr“, erklärte Häfele.
Dies galt in dem von vielen Unterbrechungen begleiteten Wettkampf für viele Teilnehmerinnen. Die junge Sportart, die am 5. Juli vom IOC in das olympische Programm aufgenommen werden will, konnte somit kaum Werbung in eigener Sache betreiben. „Wir ziehen das Pech einfach an“, klagte Gräßler über die ähnlich widrigen Bedingungen wie bei der WM-Premiere in Liberec.