Schuster: „Wir gehören zu den Besten“
Frankfurt/Main (dpa) - Seit mehr als drei Jahren ist Werner Schuster Skisprung-Bundestrainer. Ein solch starkes Team wie in diesem Winter hat er noch nie zur Verfügung gehabt. Entsprechend ambitioniert sind seine Ziele für die 60. Vierschanzentournee.
Mit welchen Erwartungen reisen Sie zur Jubiläums-Tournee?
Schuster: „Wir wollen mit einer positiven Grundhaltung in die Tournee gehen und uns dann von der Welle tragen lassen. Dass wir in der Spitze mit zwei Sportlern vertreten sind, ist eine tolle Ausgangslage. Es ist mehr Spannung garantiert als in den Jahren zuvor. Und wir wollen ein gewichtiges Wörtchen mitreden.“
Was trauen Sie Richard Freitag und Severin Freund zu?
Schuster: „Die Jungs haben das Selbstverständnis: Wir gehören zu den Besten. Sie sind noch recht unbeschwert in dieser Situation. Sie sind Mitfavoriten, das ist doch toll. Wir freuen uns, dass wir in der Lage sind, anzugreifen.“
Haben Freitag oder Freund das Zeug dazu, die Tournee zu gewinnen?
Schuster: „Die Geschichte mit der Gesamtwertung muss man mal abwarten. Wir sind noch nie in der Lage gewesen, dass wir mit zwei Sportlern reingehen, die zuvor Podestplätze hatten. Wer das geschafft hat, kann natürlich im Kampf um den Gesamtsieg mitmischen. Aber wir haben noch nicht die Routine, wie man damit umgeht. Wir werden uns aufs Tagesgeschäft konzentrieren. Wenn wir gute Einzel-Wettkämpfe machen, sollte es auch einer schaffen, bis zum Ende vorne dabei zu sein. Was dann rauskommt, wird man sehen.“
Wer sind aus Ihrer Sicht die Top-Favoriten?
Schuster: „Das Feld ist immer noch nicht ganz formiert. Aber das Bild hat sich schon abgerundet. Die Österreicher sind nach wie vor in der Breite stark und haben in der Spitze tolle Sportler. Die Norweger haben sich imposant gefangen und in Anders Bardal einen Springer, der gewinnen kann. Ich würde auch den Polen Kamil Stoch nicht abschreiben, der kann verdammt gut springen. Und ich will Simon Ammann nicht vergessen. Er ist in Rufweite zur Spitze.“
Dank der Erfolge im Vorfeld hat das Interesse am Skisprung wieder spürbar zugenommen. Wie gehen Sie mit dem medialen Druck bei der Tournee um?
Schuster: „Über das Drumherum haben wir uns viele Gedanken gemacht, das wird ein Spagat werden. Einerseits ist es eine tolle Situation, dass wir für eine gewisse Resonanz gesorgt haben. Deutschland ist hungrig auf Skispringen, das hat einen hohen Stellenwert. Wir freuen uns, dass wir da für ein paar Appetithäppchen sorgen konnten. Wir wollen noch nachlegen. Aber das gesteigerte Interesse führt dazu, dass du als Spitzenspringer gar nicht mehr auf die Schanze gehen bräuchtest, sondern den ganzen Tag Interviews geben könntest. Da müssen wir eine gute Balance finden.“