Meinung Zweifel sind Pflicht

Die guten Gefühle wollen sich nicht einstellen: Spätestens, als sich gestern in Zürich ein Haufen von Demonstranten mit Pappen zu Gunsten des umstrittenen Scheichs Al Khalifa versammelt hatte (oder versammelt wurde), war das Kommende eingeordnet: Fifa-Wahlkampf ist das Gegenteil von Rechtschaffenheit.

Foto: Sergej Lepke

Allein die Reden der Präsidentschafts-Kandidaten mit Versprechungen in alle Richtungen werfen ein dunkles Licht auf die gestern beschlossenen Reformen, die eigentlich gute Ansätze enthalten. Die aber nur ein Anfang sein können, wie auch Fifa-Richter Hans-Joachim Eckert gestern anmerkte. Und: „Die Frage ist, wer wird darauf achten, dass die Reformen umgesetzt werden?“ Der Schweizer Gianni Infantino als neuer Fifa-Präsident ist im Vergleich mit dem Scheich aus Bahrain das geringere Übel.

Aber auch er ist als treuer Vasall des noch amtierenden, aber gesperrten Uefa-Chefs Michel Platini kein neuer, ganz unbelasteter Kopf - und meinungsflexibel unterwegs: mit Versprechungen zum Beispiel auf eine 40 Mannschaften umfassende WM, die auch die kleinen Verbände in sein Boot holen soll. Das erinnert an Blatter, dessen letzten Inhalte Infantino trotz gegenseitiger Abneigung Wegweiser durch dessen Wahlkampf war. Wie sagte ein Fifa-Experte: Hätte gestern Sepp Blatter zur Wahl gestanden, er wäre gewählt worden. Ohne Zweifel.