Ratinger Stadtteil im Wandel Tunnelbau statt Bahnschranke
Lintorf · Die Machbarkeitsstudie zur Weststrecke empfiehlt einen Mittelbahnsteig, sodass für den Lintorfer Haltepunkt die Strecke um ein viertes Gleis erweitert werden muss. Planungen aus 2004 entsprechen nicht mehr den Standards.
Der Stadtteil Lintorf steht vor großen Herausforderungen und einem tiefgreifenden Wandel. Nicht alle Pläne, die nun vorgestellt wurden, stoßen auf helle Begeisterung. Manches ist umstritten. Bei der Präsentation der Ideen anlässlich der Sitzung des zuständigen Bezirksausschusses im Kopernikus-Gymnasium gab es viele Wortbeiträge. Botschaft: Man ist sich der Tragweite der Planungen bewusst. Wie die genau im Detail aussehen werden, hängt von vielen Faktoren ab.
Fakt ist aber auch: Es gibt ein seit vielen Jahren erwartetes Großprojekt mit Blick auf den neuen Tunnel am Konrad-Adenauer-Platz/Kalkumer Straße. Wie die Fraktion der Bürger Union (BU) jetzt mitteilte, plant die Deutsche Bahn die Umsetzung des Planfeststellungsbeschlusses aus dem Jahr 2004 ab 2025.
Da die Planungen aus dem Jahr 2004 nicht mehr den heutigen Standards entsprechen und durch eine mögliche Aktivierung der Westbahn andere Prioritäten gesetzt werden müssen, soll in Abstimmung mit der Bezirksregierung geklärt werden, ob das bestehende Planungsrecht in Form einer Plangenehmigung angepasst werden kann oder ein Planfeststellungsverfahren im Deckblattverfahren durchzuführen ist.
Änderungen der Planung
werden zu Deckblattverfahren
Wenn eine Änderung von einzelnen Bestandteilen der Planung während eines Planfeststellungsverfahrens notwendig wird, erfolgt ein sogenanntes Deckblattverfahren. Nachdem die Details der Planung, die geändert werden müssen, eingearbeitet sind, werden sie in den Planfeststellungsunterlagen gekennzeichnet und als Deckblatt bezeichnet. Je nach Bedeutung der Änderung wird zusammen mit der Anhörungsbehörde entschieden, ob, und wenn ja, mit wem eine erneute Beteiligung Betroffener erforderlich wird.
Während der Bau des Tunnels bereits ab 2025 vorgesehen ist, wird realistisch mit einer Aktivierung der Westbahn nicht vor 2032 zu rechnen sein. Die Machbarkeitsstudie zur Ratinger Weststrecke empfiehlt einen Mittelbahnsteig, sodass für den Lintorfer Haltepunkt die Strecke um ein viertes Gleis erweitert werden muss.
Die Präsentation durch die Aachener Projektplaner zeigte diverse Lösungsmöglichkeiten in Bezug auf die Verkehrsführung, die Anbindung des ÖPNV, die Parkangebote für Kfz sowie die Bereitstellung von Abstellplätzen oder Parkhäusern für Fahrräder auf.
Inwieweit der Schützenplatz verlegt werden muss, wie eine Umgehung Lintorfs aussehen könnte, ob und wie das Gelände um den alten Bahnhof gestaltet werden kann, das alles sind Bestandteile von Überlegungen, die gemeinsam mit den anliegenden Grundstückseigentümern, den Anwohnern und den betroffenen Vereinen erörtert werden müssen.
„Die Bürger Union begrüßt ausdrücklich die Planungen der Verwaltung, denn die alte Tunnellösung war für Fußgänger und Radfahrer nicht mehr zeitgemäß, es gab sogenannte Angsträume. Den jetzigen Ausbau bereits so zu planen, dass einer Umsetzung der Westbahn zumindest in diesem Bereich nichts im Wege steht, ist richtig“, sagt Detlev Czoske, Ratsmitglied der BU, der als stellvertretender Vorsitzender die Ausschusssitzung leitete.
„Sehr wichtig sind nun die nachfolgenden Gespräche mit den Beteiligten, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und Ergebnisse zu erzielen“, so Christian Koch, Ratsmitglied BU und Mitglied im Bezirksausschuss Lintorf/Breitscheid.
Es ist eine sehr lange Geschichte: Seit fast 150 Jahren durchquert die Bahnstrecke zwischen Düsseldorf und Duisburg den Ortsteil Lintorf und teilt den Ort. Nach der Überbrückung der Bahnübergänge Ratinger Siedlung und Brandsheide soll auch der bisher beschrankte Bahnübergang an der Kalkumer Straße verschwinden und durch eine Unterführung ersetzt werden. Diese wichtige Verbindung in den Ortskern von Lintorf stellt durch die dichte Zugfolge seit Jahrzehnten ein großes Problem dar.
Die Stadt hat nun die Planungen auf Grund neuer Gegebenheiten überarbeitet und angepasst. Und man will die Projekte für Lintorf endlich umsetzen – eine Mammutaufgabe, so Verwaltung und Politik.