Ägyptens Führung schweigt nach zweiter Demo-Nacht
Kairo/Al-Arisch (dpa) - Die Führung in Ägypten unter Präsident Husni Mubarak schweigt weiter zu den anhaltenden Protesten.
Das einzige Zugeständnis war am Donnerstag eine Meldung der staatlichen Medien, wonach das Parlament am kommenden Sonntag über Maßnahmen zur Armutsbekämpfung debattieren soll, sowie über eine Anhebung des staatlichen Mindestlohnes und eine bessere Gesundheitsversorgung. Die Führung ist bemüht, die Demonstrationen nicht als politische Herausforderung zu betrachten, sondern als Sicherheitsproblem.
In der Nacht zum Donnerstag gab es erneut heftige Proteste mit Dutzenden Verletzten in Kario und auf dem Sinai. Einige Protestgruppen haben bereits für diesen Freitag zu neuen Demonstrationen aufgerufen. Sie forderten die Bürger auf, nach dem Freitagsgebet von den Moscheen aus loszumarschieren. Die Christen sollten nach dem Kirchgang auf die Straße gehen.
Mehrere westliche Regierungen, die enge Beziehungen zur ägyptischen Führung unterhalten, hatten Mubarak und die Regierung in den vergangenen Tagen aufgerufen, einen Dialog mit der Opposition zu beginnen.
In der Nacht zum Donnerstag waren nach Angaben von Krankenhausärzten bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei in Kairo und Suez ein Polizist und ein Demonstrant getötet worden. Dies wurde vom Innenministerium jedoch zunächst nicht bestätigt. Angehörige eines 27 Jahre alten Mannes, der sich in der Provinz Nord-Sinai an den Protesten beteiligt hatte, erklärten, er sei durch Schläge und Tränengas ums Leben gekommen. Aus Sicherheitskreisen hieß es dagegen, er habe Selbstmord begangen.
An der Kairoer Börse gaben am Donnerstag erneut die Kurse nach, weil die Anleger auf die Unruhen mit dem Verkauf ihrer Aktien reagierten.