Bildungsministerin Wanka gegen „Migrantenquote“ in Schulen
Berlin/Osnabrück (dpa) - In der Debatte über die Integration von Flüchtlingskindern hat sich Bundesbildungsministerin Johanna Wanka gegen eine „Migrantenquote“ für Schulklassen ausgesprochen.
„Es gibt keinen Grund, Angst zu haben“, sagte die CDU-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitag). „Schon seit Jahren steigt der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund in deutschen Schulen. Gleichzeitig haben sich die Leistungen der Schüler in internationalen Tests wie der Pisa-Studie deutlich verbessert.“
Die Gymnasiallehrer-Gewerkschaft Deutscher Philologenverband hatte zuvor eine solche Quote gefordert, um Flüchtlingskinder erfolgreich integrieren zu können. „Schon wenn der Anteil von Kindern nicht deutscher Muttersprache bei 30 Prozent liegt, setzt ein Leistungsabfall ein. Dieser wird ab 50 Prozent dramatisch“, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Dies sei auch durch eine Pisa-Begleitstudie belegt.
Meidinger sprach sich zugleich dagegen aus, im Regelbetrieb reine Flüchtlingsklassen einzurichten. Migranten selbst hätten den Wunsch nach gemischten Klassen geäußert, weil dies Integration und Spracherwerb fördere. Meidinger verwies auf eine Studie der Stiftungen Vodafone und Mercator. Er betonte zwar die Notwendigkeit von Willkommens- oder auch Sprachlernklassen für Flüchtlingskinder, damit sie schnellstmöglich die deutsche Sprache lernen. Es wäre aber „fatal“, wenn diese zu 100 Prozent aus Flüchtlingskindern bestehenden Klassen auch in den Regelklassen wiederaufleben würden.
Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, nannte die Forderung „realitätsfremd“. Eine Quotierung könne bedeuten, „dass Flüchtlingskinder, die durch die Fluchterlebnisse oft traumatisiert sind, mit Bussen über Land verschickt und auf Schulen verteilt werden müssten“.
Der SPD-Fraktionschef im Bundestag, Thomas Oppermann, sagte, es wäre ein schwerer Fehler, wenn bei der Aufnahme der Migrantenkinder jetzt einfach die Klassen vergrößert würden und die Qualität des Unterrichts für alle Kinder sich verschlechtere. Er forderte mehr Geld für die Länder, weil absehbar etwa 200 000 Flüchtlingskinder in die Schulen kämen. Dafür müsse allerdings das Kooperationsverbot im Grundgesetz aufgehoben werden, das bislang Hilfen des Bundes im Schulbereich untersagt, so Oppermann im Bundestag.