Der Brexit und die Folgen Boris Johnson: Exzentriker und Liebling des Volkes

London (dpa) - Lausbuben-Image und markige Sprüche: Bei den meisten Briten kommt der neue Außenminister Boris Johnson gut an. In Umfragen wurde er zumindest vor dem Brexit-Votum zum beliebtesten Politiker Großbritanniens gekürt.

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Der 52-Jährige wirkt hemdsärmelig, spricht den einfachen Mann auf der Straße an. Er schneidet Grimassen, kleckert mit Speiseeis, stolpert, stürzt und pöbelt. Manche halten das aber für eine ganz gezielte Masche. Tatsächlich gehört der Konservative zum Establishment.

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Geboren wurde der Exzentriker als Alexander Boris de Pfeffel Johnson in New York. Vater: Politiker und Wissenschaftler. Mutter: Malerin. Sein Urgroßvater väterlicherseits war der letzte Innenminister des Osmanischen Reichs. Ausbildung: Elite-Internat Eton und danach Studium an der Top-Uni Oxford, wo er seinen Parteifreund David Cameron kennenlernte. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

Der Brexit-Wortführer war vor der Abstimmung über den Austritt aus der EU der größte Gegenspieler Camerons - der am Mittwoch als Premierminister zurücktrat und Theresa May damit den Weg freimachte. Ob bei seiner früheren Arbeit als Journalist oder später in der Politik: Johnson trat schrill und häufiger auch sehr undiplomatisch auf. Zu seinen größten Ausrutschern zählt seine Behauptung, die EU wolle einen Superstaat errichten - wie einst Napoleon und Hitler.

Bei aller Lockerheit verfolgt Johnson seine Ziele mit Ehrgeiz - auch beim Sport. In diesen Tagen erlangte bei Youtube ein älteres Video neue Popularität: In einem Fußball-Benefizspiel eines britischen Teams gegen Deutschland zeigt sich Johnson 2006 als Draufgänger und rennt den deutschen Ex-Nationalspieler Maurizio Gaudino um. Es tat „wirklich höllisch weh“, erinnert sich Gaudino in der Zeitung „Thüringer Allgemeine“.

Auch in der Politik zeigt er Willensstärke: Nach mehreren Jahren als Abgeordneter im Unterhaus war er von 2008 bis Mai 2016 Bürgermeister von London. Er galt als einer der Favoriten für die Nachfolge von Cameron - teilte dann aber plötzlich mit, dass er nicht für dieses Amt kandidiere. Ebenso überraschte jetzt die Entscheidung der neuen Premierministerin, den ruppigen Politiker zum Außenminister und damit Chefdiplomaten Großbritanniens zu ernennen.