Experte: Zukunft von Fukushima vor Entscheidung
Berlin (dpa) - Ob das große Atom-Desaster in Fukushima noch verhindert wird, entscheidet sich nach Ansicht des Präsidenten der Gesellschaft für Strahlenschutz vermutlich bis Samstag. Wenn die Kühlversuche am havarierten Atomkraftwerk Fukushima Eins scheiterten, komme es zur Katastrophe, sagte Sebastian Pflugbeil der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
„Das wird sich wahrscheinlich morgen, spätestens übermorgen entscheiden, ob es noch gelingt, da irgendwas zu machen.“ Die letzten Arbeiter im AKW sind nach seiner Einschätzung „Todeskandidaten“.
Funktioniere das Kühlen nicht, würden die freiliegenden Brennelemente in Reaktor 4 immer heißer, die Hüllen gingen kaputt. Möglicherweise komme es auch zu Bränden. Dann würde „die geballte Radioaktivität von mehreren Jahren Betriebsdauer“ freigesetzt werden, erläuterte der Experte der atomkraftkritischen Organisation. In Block 4 befindet sich ein Abklingbecken für gebrauchte Brennelemente.
Man wisse, wie schnell Brennelemente heiß würden, wenn das Wasser weg sei. So seien „relativ zuverlässige Angaben“ möglich.
Weiter sagte er: „Wenn das passiert, dann ist die ganze Anlage so hoch radioaktiv verseucht, dass man da praktisch nichts mehr machen kann. Und dann nimmt das Schicksal seinen Lauf, und es kommt zu einer Katastrophe, die sich hinter Tschernobyl nicht zu verstecken braucht.“ Die gewaltige radioaktive Strahlung sei für die Menschen, die dort arbeiten, eine „Katastrophe“. Sie würde die Leute wohl früher sterben lassen.
Zugleich kritisierte Pflugbeil: „Wenn es nötig ist, dass Leute gezielt in den Tod gehen, um die Bevölkerung vor schlimmen Schäden zu bewahren, dann ist das eine schlechte Technologie.“
Der AKW-Betreiber Tepco hatte die Not-Mannschaft am beschädigten Kraftwerk Fukushima zeitweise auf etwa 50 Arbeiter reduziert - die Menschen werden in den Medien auch „Fukushima 50“ genannt. Das Kraftwerk war beim Erdbeben vom Freitag beschädigt worden.
Über die Notfall-Kräfte am Unglücksort sagte Pflugbeil weiter: „Da wird keiner mehr aufs Dosimeter gucken. Die machen einfach ihre Arbeit und versuchen irgendwie noch, die Sache einzugrenzen oder zumindest zu verzögern.“