EZB beflügelt Börsen: Dax erstmals über 10 000 Punkten
Frankfurt/Main (dpa) - Beflügelt von der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat der Dax erstmals in seiner fast 26-jährigen Geschichte die Marke von 10 000 Punkten geknackt.
Bei 10 013 Punkten erreichte er ein Rekordhoch und blieb zuletzt mit plus 0,71 Prozent auf 9997 Punkte nur knapp unter der historischen Marke.
Der Index mittelgroßer Werte MDax stand mit plus 0,76 Prozent bei 16 994 Punkten nahe seiner Bestmarke vom Monatsanfang. Der TecDax stieg um 0,39 Prozent auf 1307 Punkte und notierte damit so hoch wie zuletzt Ende 2001. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte 1,31 Prozent auf 3280 Punkte zu.
Zuvor hatte die EZB im Kampf gegen die Mini-Inflation den Leitzins auf das Rekordtief von 0,15 Prozent gesenkt, zudem müssen Banken künftig Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken, statt mit Krediten die Wirtschaft anzukurbeln. Zugleich wollen die Währungshüter mit neuen Milliardenspritzen für das Bankensystem die Kreditvergabe vor allem in den südlichen Euroländern ankurbeln.
Volkswirt Ralf Umlauf von der Helaba erklärte: „EZB-Präsident Mario Draghi hält mit seinen Aussagen die Erwartungen am Leben, dass die EZB auch weiterhin handlungsbereit und -fähig bleibt, obwohl die EZB bezüglich der Zinspolitik wohl das Ende erreicht hat.“
Finanzwerte avancierten europaweit zu den Favoriten: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks stellte mit plus 2,20 Prozent klar den besten Sektor. Commerzbank-Aktien sprangen wegen der zusätzlichen Liquiditätsmaßnahmen der Währungshüter mit plus 4,02 Prozent an die Dax-Spitze und auch Deutsche Bank arbeiteten sich mit 0,40 Prozent ins Plus. Dabei mussten die Papiere des Branchenprimus noch die Details zur Kapitalerhöhung verdauen. Die Deutsche Bank will Investoren mit einem Preisnachlass von rund einem Viertel auf 22,50 Euro je Aktie bei ihrer milliardenschweren Kapitalerhöhung anlocken.
Die T-Aktie legte nach einem Medienbericht über Fortschritte beim angestrebten Verkauf von T-Mobile US um 1,37 Prozent zu. Die Bonner und der US-Konzern Sprint stünden kurz vor einer Einigung. Anleger sollten aber die ausstehende Zustimmung der Wettbewerbshüter nicht vergessen, mahnte ein Händler. Die Vorzüge von Henkel profitierten mit plus 0,46 Prozent von einem Zukauf. Der Konsumgüterhersteller übernimmt für 940 Millionen Euro die französische Spotless Group.
Eine technische Panne hatte das Aktiengeschäft im elektronischen Handelssystem Xetra der Deutschen Börse am Vormittag für einige Minuten gestoppt. Die Ursache sei bekannt und das Problem behoben, sagte ein Sprecher der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Deutsche-Börse-Aktien verloren 0,07 Prozent. Größter Verlierer im Leitindex waren aber K+S-Papiere mit minus 0,80 Prozent.
Borussia Dortmund feiert derweil einen Erfolg abseits vom Fußball: Die Aktie des einzigen börsennotierten deutschen Profivereins steigt in die dritte Börsenliga SDax auf. Die Aktie verteuerte sich um 9,56 Prozent auf 4,25 Euro und erreichte ein neues Hoch seit fast 12 Jahren. „Der BVB etabliert sich fußballerisch in Deutschland als Nummer 1b hinter dem FC Bayern. Das wird mit dem Aufstieg in die dritte Börsenliga belohnt“, sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,13 Prozent am Vortag auf 1,15 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,19 Prozent auf 135,61 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,23 Prozent auf 145,53 Punkte. Der Euro rutschte nach den EZB-Beschlüssen auf 1,3550 Dollar. Die EZB hatte den Referenzkurs kurz zuvor auf 1,3567 (Mittwoch: 1,3627) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7371 (0,7338) Euro.