FDP-Chef Rösler: immer noch Ausnahme in der Politik
Berlin (dpa) - Im Berliner Politbetrieb ist Philipp Rösler immer noch eine Ausnahmeerscheinung. Nicht nur, weil er schneller Karriere gemacht hat und freundlicher auftritt als der große Rest. Auch, weil er sich in der Politik selbst schon ein Ende gesetzt hat.
„Mit 45 ist Schluss“, kündigte Rösler bereits vor Jahren an. In einem Monat, am 24. Februar, wird der FDP-Chef und Vizekanzler nun 40. Der Satz gilt immer noch.
Abgesehen von der zeitlichen Befristung seiner Karriere gehörte Rösler bislang auch sonst zu den Leuten, die sich nicht unbedingt an das halten, was andere von ihnen erwarten. Das hat mit seiner Biografie zu tun. Rösler kam 1973 als Flüchtlingskind aus Vietnam nach Deutschland. Als sich seine Adoptiveltern trennten, wuchs er beim Vater auf, einem Offizier.
Rösler ging auch selbst zur Bundeswehr, wo er Stabsarzt wurde und seinen Doktor machte. Die Fortbildung zum Augenarzt brach er jedoch ab, um in der Politik Karriere zu machen. In Niedersachsen wurde er FDP-Generalsekretär, Chef der Landespartei und Landtagsfraktion und schließlich Wirtschaftsminister.
Nach dem schwarz-gelben Wahlsieg bei der Bundestagswahl 2009 wechselte er als Gesundheitsminister nach Berlin. Damals war der Vater von zwei Zwillingsmädchen im Kabinett der Jüngste. Anderthalb Jahre später rückte er als Nachfolger von Guido Westerwelle zum FDP-Chef und auch zum Vizekanzler auf - wieder der jüngste. Aus dem Gesundheitsministerium ging er ins Wirtschaftsressort.
Seither lief es nicht mehr so gut. In der Partei gab es schnell neue Querelen - nach wenigen Monaten kündigte ihm Christian Lindner die Gefolgschaft als Generalsekretär. Auch viele andere in der FDP-Führung stellten Röslers Autorität in Frage. Die Kanzlerin verärgerte er, indem er sie mit einem Frosch verglich, der sich mit Grundkenntnissen der Physik austricksen lässt.
Vor dem Wochenende sah es sogar danach aus, als ob Röslers Karriere schon mit 39 beendet sein könnte. Wäre die FDP in Niedersachsen aus dem Landtag geflogen, hätte er zurücktreten müssen. Das 9,9-Prozent-Ergebnis hat ihn nun fürs Erste gerettet. Rivale Rainer Brüderle wird FDP-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, aber den Parteivorsitz kann Rösler behalten. Jetzt sollen die beiden so ungleichen Männer ein Tandem bilden - zumindest bis zum Herbst.