Forscher: Mehrheit für Rot-Grün trotz Piraten möglich
Berlin/Düsseldorf (dpa) - Eine Mehrheit für Rot-Grün ist trotz der Piraten möglich - das ist nach Ansicht der Forschungsgruppe Wahlen eines der wichtigsten Ergebnisse der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen.
Im Ergebnis der Düsseldorfer Landtagswahl sehen die Forscher dennoch kein eindeutiges Signal für die Bundestagswahl. Zurzeit ist einer Analyse der Forschungsgruppe zufolge noch offen, ob sich Rot-Grün auch bundesweit „als autarkes Kraftfeld“ positionieren kann. Mehrheitlich wird das NRW-Ergebnis mit Blick auf die Bundestagswahl noch als wenig aussagekräftig gewertet (67 Prozent).
Die SPD verdankt ihren Sieg vor allem Spitzenkandidatin Hannelore Kraft. Sie war ihrem CDU-Herausforderer Norbert Röttgen in praktisch allen Belangen weit überlegen. Auch die Einbußen der CDU seien mit deren Spitzenkandidaten verbunden.
Ähnlich wie der Erfolg der SPD sei auch das schlechte Abschneiden der CDU eng mit dem Spitzenkandidaten der Partei verbunden. Für 59 Prozent der Befragten hat es der CDU geschadet, dass Röttgen sich für die Zeit nach der Landtagswahl nicht klar auf NRW festgelegt hat. Hinzu komme die schwache Reputation des CDU-Landesverbandes.
Dass die Liberalen trotz ihres geringen Ansehens im Landtag bleiben, verdanken sie nach Ansicht der Forscher nicht zuletzt auch ihrem Spitzenkandidaten Christian Lindner. Sie profitieren zudem vom Rückenwind der erfolgreichen Landtagswahl Schleswig-Holstein mit Wolfgang Kubicki. Dass es für die FDP auch bundesweit wieder aufwärts geht, bezweifelt allerdings gut jeder zweite (55 Prozent).
Die Piratenpartei bleibt weiter als Protestpartei erfolgreich. Bei ihren Wählern der Piraten war das Hauptmotiv Unzufriedenheit mit anderen Parteien. Inhalte: 31 Prozent. Ihre Wählerstruktur: Viel Zuspruch bekommen die Piraten von Männern, Jüngeren mit niedrigerer Bildung und arbeitslosen Wählern.
Nach Angaben der Forschungsgruppe ist SPD-Spitzenkandidatin und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nach nur zwei Jahren Amtszeit bereits so angesehen wie der frühere Landesvater Johannes Rau. 59 Prozent aller Befragten wollten Kraft wieder an der Regierungsspitze, nur 29 Prozent waren für Norbert Röttgen mit einem Imagewert von nur 0,5.
Bei den Parteikompetenzen gibt es zudem ein neues Leistungsgefälle: Die CDU ist nur noch beim Thema Finanzen im Vorteil. Bei Wirtschaft und Jobs verliert sie ihre Führung. Bei Bildung, Familie oder Soziales ist sie gegenüber der SPD chancenlos.
Größte Stütze der Sozialdemokraten ist die ältere Generation: Bei den über 60-Jährigen holt die SPD 44 Prozent der Stimmen, bei den 45- bis 59-Jährigen immerhin 41 Prozent. Die CDU verliert unterdessen in ihrer Kerngruppe der über 60-Jährigen zehn Prozentpunkte und fällt auf 34 Prozent.