Kurzporträt Georgios Chaitidis - ein Grieche in Herne
Herne (dpa) - Geduldig und freundlich erzählt Georgios Chaitidis am Freitag Journalisten und Nachbarn wieder und wieder seine Geschichte: Wie sich der mutmaßliche Kindermörder Marcel H. am Donnerstagabend in seinem „Thessaloniki-Grill“ in Herne-Baukau der Polizei stellte.
Wie er den 19-Jährigen zunächst gar nicht erkannt hatte, weil dieser keine Brille aufhatte. Und wie der junge Mann schließlich abgeführt wurde. Und dass er keine Angst vor dem mutmaßlichen Mörder hatte.
Der 56-Jährige stammt aus Thessaloniki. Noch in Griechenland heiratet er. Drei Jahre später zieht er mit seiner Frau nach Deutschland. Das Datum seiner Ankunft weiß er noch genau: 4. April 1989. „Ich wollte ein bisschen mehr Geld verdienen, damit ich besser leben kann.“ Dreieinhalb Jahre arbeitet er in einer Gießerei in Castrop-Rauxel, dann geht die Firma pleite. „Die Leute wurden auf die Straße gesetzt.“
Er pachtet einen Imbiss. 1994 kauft er dann den Grill in der Bismarckstraße 99 und benennt ihn nach seiner Heimatstadt. „Ich bin zufrieden“, sagt er. Es sei ein Familiengeschäft. Seine Frau und er machen alles allein. „Im Sommer mache ich zwei, drei Wochen Urlaub.“ Dann fährt er in die Heimat und besucht seine Familie.
Der Imbiss ist im Stadtteil beliebt. Eine Kundin nennt ihn „meinen Lieblingsgriechen“. Nachbarn kommen herein und wünschen dem Ehepaar „Alles Gute“. Eine gute Bekannte geht auf Chaitidis zu, herzt ihn und sagt: „Ich bin so froh, dass euch nichts passiert ist.“