Hintergrund: Der tödliche Brand im Gewerkschaftshaus von Odessa

Odessa (dpa) - Brutale Straßenschlachten und ein Großbrand im Gewerkschaftshaus in Odessa mit insgesamt mindestens 48 Toten gelten als Höhepunkt der Gewalt in der Südostukraine.

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Viele Fragen bleiben offen. So ist trotz zahlreicher Videoaufnahmen und Fotos bisher nicht einwandfrei geklärt, wie das Feuer am 2. Mai ausgebrochen ist. Die Regierung betont, von den eingeschlossenen prorussischen Aktivisten vorbereitete Brandsätze seien fatalerweise schon im Gebäude in Flammen aufgegangen.

Die Gewalt eskaliert während einer Demonstration von Tausenden nationalistisch gesinnten Fußballfans für eine geeinte Ukraine. Angereist sind auch Mitglieder der Maidan-Protestbewegung aus Kiew. Ihnen ziehen Hunderte prorussische Aktivisten entgegen, martialisch gekleidet, viele vermummt. Es kommt zu ersten Zusammenstößen, plötzlich setzen wohl beide Seiten Schusswaffen ein. Die Polizei hält sich zurück, obwohl - wie auf Fotos zu sehen ist - Vermummte in unmittelbarer Nähe mit Waffen hantieren.

Schließlich weichen die zahlenmäßig unterlegenen Regierungsgegner zurück und verbarrikadieren sich im großen Gewerkschaftshaus. Die Maidan-Aktivisten zerstören das Protestlager auf dem Vorplatz, schließlich werfen beide Seiten auch mit Brandsätzen aufeinander. Daraufhin bricht Feuer aus, Dutzende sterben, auch beim panischen Sprung aus dem Fenster. Die moskautreuen Aktivisten werfen den Regierungsanhängern vor, sie hätten Löscharbeiten behindert und Menschen an der Flucht gehindert.

Beide Seiten geben sich schließlich gegenseitig die Schuld an dem Blutbad. Die prowestliche Regierung in Kiew macht russische Provokateure verantwortlich. Die prorussischen Kräfte und die Führung in Moskau sprechen von „Faschisten“ als Angreifer, gemeint sind damit rechtsradikale Aktivisten aus der Westukraine.