Hintergrund: Die „Schande von Gijon“
Berlin (dpa) - Was sich Deutschland und Österreich im letzten Vorrundenspiel der WM 1982 leisteten, hatte die Fußball-Welt bis dahin noch nicht gesehen.
Absprache und Schiebung waren die meistgebrauchten Worte nach dem deutschen 1:0, das auch das Austria-Team auf Kosten Algeriens eine Runde weiter brachte. Betrogen fühlten sich die Nordafrikaner, die die Koffer packen mussten. Algerische Fans witterten ein Komplott und wedelten auf der Tribüne mit Geldscheinen, um auf diese Weise zu demonstrieren, dass das Spiel gekauft worden sei. Die Partie ging als „Schande von Gijon“ in die WM-Annalen ein.
Genau genommen wurde in dem Nachbarschafts-Duell nur elf Minuten Fußball gespielt. Denn nach dem 1:0 durch Horst Hrubesch machte sich in den Köpfen der 22 Akteure schnell das Bewusstsein breit, ein Resultat erreicht zu haben, das beiden weiterhalf. Die Risiko- Bereitschaft ließ nach und in der zweiten Halbzeit gipfelte das vorsichtige Taktieren darin, dass beide Teams quälende Minuten lang mit Quer- und Rückpässen den Ball in den eigenen Reihen hielten. Die neutralen Spanier auf der Tribüne pfiffen, was das Zeug hielt.
Die Konstellation vor dem letzten Spiel der Vorrundengruppe 2 hatte die Tür für Ergebnisfußball geöffnet. Österreich führte mit 4:0 Punkten vor Deutschland und Algerien mit jeweils 2:2 Zählern und Chile (0:4). Nach dem 3:2 der Nordafrikaner gegen Chile tags zuvor war klar, dass an jenem 25. Juni 1982 ein knapper deutscher Erfolg sowohl Jupp Derwalls Elf als auch die Österreicher in die zweite Finalrunde hieven würde. Um jegliche Manipulation auszuschließen, finden seit der Europameisterschaft 1984 bei allen großen Turnieren die letzten Spiele einer Gruppe zeitgleich statt.