Hintergrund: Gerüchte, Dementis und geheime Treffen

Berlin (dpa) - Sie wollen ihre Treffen geheim halten, doch das klappt nicht: Die Vertreter der Euro-Zone suchen nach neuen Wegen aus der Schuldenkrise, besonders für den ersten Empfänger von Milliardenhilfen, das hochverschuldete Griechenland.

Warum wird in der Euro-Schuldenkrise immer wieder dementiert, was sich dann doch als richtig erweist?

Es stimmt: Beteuerungen von Regierungen, „niemals“ Hilfen der EU in Anspruch nehmen zu wollen, sind nicht viel wert, wenn dann wenige Zeit später der offizielle Antrag eintrudelt. Und nun auch noch geheime Treffen, deren Existenz erst bestritten wird, bevor dann am nächsten Tag eine Pressemitteilung zu ihren Ergebnissen veröffentlicht wird. Der Grund für solche - freundlich gesagt - merkwürdigen Abläufe hat wohl mit den Finanzmärkten zu tun: Sie könnten überreagieren, wenn bestimmte Tatsachen zu früh kommuniziert werden. Um dies zu verhindern, gilt Schummeln auf offizieller Seite als das kleinere Übel.

Angeblich hat Griechenland überlegt, den Euro abzuschaffen und die Drachme wiedereinzuführen. Geht das überhaupt?

Zunächst einmal ist es höchst unwahrscheinlich, dass ein Euro-Land einen solchen unberechenbaren und steinigen Weg geht. Dann ist es auch rechtlich umstritten, ob der Austritt aus der Euro-Zone überhaupt möglich ist - unter Umständen müsste ein Land dann auch gleichzeitig die EU verlassen. Am schwierigsten aber dürfte sich die Umstellung in der Praxis erweisen, denn es gibt dafür praktisch keine brauchbaren Vorbilder. Finanzielles - oder sogar soziales - Chaos wäre programmiert. Allerdings: Völlig ausgeschlossen ist so ein Schritt nicht. Es gibt sogar Politiker und Experten, die einen Bruch der Euro-Zone wirtschaftlich für sinnvoll halten.

Im Fall Griechenland ist auch immer wieder von Umschuldung die Rede. Was steckt dahinter?

Wenn ein Bäcker droht, pleite zu gehen, hat er mehrere Möglichkeiten: Er kann zum Beispiel seine Lieferanten bitten, für ein paar Monate einen niedrigeren Preis fürs Mehl zu verlangen. Oder er fragt seine Bank, ob er seinen Kredit später zurückzahlen darf. Ähnlich ist es auch bei einem Land, das vor dem Staatsbankrott steht. Bevor alles futsch ist, haben Gläubiger wie zum Beispiel Banken möglicherweise mehr davon, dass sie ihr Geld - die Staatsanleihen, die sie gekauft haben - erst später oder nur einen Teil davon zurückgezahlt bekommen oder dass sie bis dahin weniger Zinsen erhalten.

Aber Griechenland bekommt doch schon Hilfen in Milliardenhöhe. Warum reicht das nicht?

Problematisch für Griechenland ist vor allem, dass das Vertrauen der Finanzmärkte in eine Sanierung der Staatsfinanzen eher abnimmt: Die Kurse der griechischen Staatsanleihen fallen immer weiter. Noch stützen zwar die Hilfen von außen das Land, doch irgendwann müsste es wieder selbst Kredite am Kapitalmarkt aufnehmen. Das wäre zu den derzeitigen Konditionen aber praktisch unmöglich. Die Alternative ist, dass Griechenland günstigere Bedingungen für die Rückzahlung seiner Schulden erhält oder dem Staat sogar ein Teil davon erlassen wird - mehr Luft zum Atmen also. Schwer abzuschätzen ist aber, welche Auswirkungen welche Maßnahme genau hätte - vor allem auf den nach der Finanzkrise immer noch auf unsicheren Füßen stehenden internationalen Bankensektor.