Hintergrund: Rot-Grün erlebt Renaissance

Berlin (dpa) - Lange Zeit schien Rot-Grün ein Auslaufmodell zu sein - doch im Superwahljahr 2011 erlebt diese Kombination eine Renaissance. Im März wurden die Grünen in Rheinland-Pfalz Regierungspartner der SPD, im Mai wurde in Bremen die bestehende rot-grüne Koalition bestätigt.

In Baden-Württemberg war die Reihenfolge erstmals umgekehrt: Dort löste Grün-Rot im März die vorherige schwarz-gelbe Koalition ab. Auch in Berlin scheint nach den Hochrechnungen jetzt ein rot-grünes Bündnis möglich: Nach knapp zehn Jahren Rot-Rot deutet infolge deutlicher Zugewinne der Grünen und eines schlechten Ergebnisses der Linken vieles auf eine rot-grüne Koalition hin.

Vorreiter für Rot-Grün war Hessen, wo 1985 nach einer Tolerierungsphase mitten in der Wahlperiode eine solche Koalition unter Führung von Ministerpräsident Holger Börner (SPD) und Vize Joschka Fischer (Grüne) geschlossen wurde. Das Bündnis wurde Anfang 1987 wegen eines Streits über die Atompolitik vorzeitig beendet.

Auch die zweite rot-grüne Koalition in einem Bundesland - Berlin 1989-1990 - ging vorzeitig im Streit auseinander. Diesmal gab es Differenzen im Zusammenhang mit Hausbesetzungen. Erstmals eine ganze Wahlperiode lang hielt die rot-grüne Landesregierung in Niedersachsen (1990-1994) unter Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und dem Grünen-Europaminister Jürgen Trittin.

Schröder war es auch, der Rot-Grün zum bisherigen Höhepunkt führte. Von 1998 bis 2005 regierte im Bund eine rot-grüne Koalition mit Schröder als Kanzler und Fischer als Außenminister und Vizekanzler. Sie wurde nach der Bundestagswahl 2005 von einer großen Koalition aus CDU/CSU und SPD abgelöst.

In Nordrhein-Westfalen führt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) derzeit eine rot-grüne Minderheitsregierung, die auf Unterstützung aus anderen Parteien angewiesen ist. Nordrhein- Westfalen und Hessen sind die beiden Bundesländer mit der größten Erfahrung mit rot-grünen Koalitionen. In beiden Ländern hat es jeweils bereits drei rot-grüne Regierungen gegeben.