Hintergrund: Stationen der NSU-Terrorzelle

Erfurt (dpa) - „Jenaer Terrorzelle“ oder „Zwickauer Terrorzelle“ - so wird die Neonazi-Gruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) genannt, um ihn zu verorten. Je nach Zeitpunkt stimmt beides.

Eine Übersicht der wichtigsten Stationen des NSU:

JENA - Aus der Universitätsstadt stammen alle drei Mitglieder des späteren NSU. Anfang der 90er Jahre trafen sich Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe regelmäßig unter anderem in einem Jugendclub im Stadtteil Winzerla. Die Polizei rechnete die Mitglieder der „Kameradschaft Jena“ bald zum harten Kern der Neonazi-Szene. 1996 und 1997 tauchten Bombenattrappen auf, die Ermittler dem Trio zurechnen. Rätselhaft bis heute, wieso die drei 1997 in einem Koffer auf dem Theaterplatz auch zehn Gramm des hoch brisanten Sprengstoffs TNT deponierten, was die Polizei erst recht auf sie aufmerksam machte. Im Auftrag der Polizei spürte Mitarbeiter des Verfassungsschutzes die Bombenwerkstatt in einer Garagenanlage auf. Bei einer Razzia am 26. Januar 1998 fanden die Ermittler dort weitere anderthalb Kilo TNT. Die drei Verdächtigen tauchten unter.

CHEMNITZ - Hier fand das Trio unmittelbar nach der Flucht aus Jena bei verschiedenen Gesinnungsgenossen Unterschlupf. In diese Zeit fällt nach Ansicht der Ermittler auch der Entschluss, endgültig unterzutauchen und Anschläge zu begehen. Auf Dezember 1998 datieren Ermittler den ersten Überfall auf einen örtlichen Supermarkt, wobei Böhnhardt und Mundlos auf der Flucht einen Jugendlichen beschossen haben sollen. Es folgten 1999 mutmaßlich drei Überfälle auf Postfilialen in Chemnitz. Ab 1999 lebte das Trio in einer von einem mitangeklagten Unterstützer angemieteten Wohnung. Am 9. September 2000 beginnt die ihnen zugeschriebene Mordserie mit den tödlichen Schüssen auf einen Blumenhändler in Nürnberg.

ZWICKAU - 2001 mietet sich das Trio dort eine Wohnung. In die nächsten Jahre fallen die meisten Taten bis zum vorläufigen Ende der Verbrechensserie mit dem Mord an einer Polizistin in Heilbronn 2007. Ein Vierteljahr zuvor hatte die Polizei Zschäpe vernommen, um ihre widersprüchlichen Angaben im Zusammenhang mit einem Wasserschaden eine Etage höher zu klären. Anfang 2008 zog das Trio in die Zwickauer Frühlingsstraße um.

EISENACH - Hier starben Böhnhardt und Mundlos am 4. November 2011 in einem gemieteten Wohnmobil kurz nach einem Banküberfall, bei dem sie 75 000 Euro erbeutet hatten. Nach Ermittlerangaben feuerten sie noch einen Schuss auf Polizisten in der Nähe des Wohnmobils ab, ehe die Waffe streikte. Danach soll Mundlos Böhnhardt erschossen, das Wohnmobil angezündet und sich selber getötet haben. Drei Stunden später zündete Zschäpe die Wohnung in Zwickau an, fuhr mit der Bahn tagelang durch Deutschland und stellte sich schließlich der Polizei in ihrer Heimatstadt Jena.