Hintergrund: Worum es im Pilotenstreik geht
Frankfurt/Main (dpa) - Die Vereinigung Cockpit (VC) hat ihre Piloten in zwei getrennten Urabstimmungen befragt, ob sie streiken wollen. Das Ergebnis: Noch mehr als höhere Gehälter wünschen sich die rund 5400 Kapitäne und Co-Piloten den Fortbestand ihrer bisherigen Übergangsversorgung.
Sie sicherte ihnen bislang in der Regel ein Jahreseinkommen von 124 000 Euro brutto bis zur gesetzlichen Rente. Sie begründen das frühe Ausscheiden aus dem Beruf mit hohen körperlichen und psychischen Belastungen, bei denen ein Pilot selber entscheiden müsse, wann es für ihn genug ist.
Für diese Versorgung galten bei Lufthansa bis zum Jahresende nur zwei Voraussetzungen: Der einzelne Pilot musste mindestens 55 Jahre alt sein und sämtliche Neu-Ruheständler ein Durchschnittsalter von 58 Jahren erreichen. De facto gingen Lufthansa-Piloten zuletzt im Schnitt mit 58,9 Jahren in den Vorruhestand, obwohl sie nach internationalem Luftverkehrsrecht bis 65 fliegen könnten, sofern sie fit bleiben. Bis zu einem Gerichtsurteil des EuGH im Jahr 2011 galt bei der Lufthansa noch eine interne Altersgrenze von 60 Jahren.
Lufthansa will das frühstmögliche Austrittsalter auf 60 Jahre anheben und hat dafür ein Stufenmodell vorgeschlagen, das vor allem die jüngeren Piloten trifft. Berufseinsteiger sollen nach den Lufthansa-Vorstellungen zudem selbst finanziell zu ihren gekürzten Übergangsrenten beitragen. Das Durchschnittsalter will das Unternehmen 2017 auf 61 Jahre anheben. Weil vorher noch viele Piloten zu den alten Konditionen aussteigen, fürchtet die VC, dass de facto künftig sämtliche Piloten bis zum 63. Lebensjahr weiterfliegen müssten. Die Gewerkschaft hat stattdessen eine Deckelung der Kosten auf dem aktuellen Niveau vorgeschlagen.
In den Hintergrund getreten sind die seit zwei Jahren erfolglosen Verhandlungen um höhere Gehälter, die ebenfalls in Verhandlungen gelöst werden müssen. VC hat die Forderungen für zwei Jahre auf 10 Prozent addiert. Lufthansa hat für einen Fünfjahreszeitraum eine Einmalzahlung sowie zwei Stufensteigerungen von zusammen 5,16 Prozent angeboten.