dpa-Interview Kachelmann: „Das ist nichts anderes als normaler Sommer“
Berlin (dpa) - Viele Straßen sind überflutet, und der Regen scheint nicht aufzuhören. Wie normal ist das? Woran liegt das? Ist das der Klimawandel? Ein dpa-Interview mit Wetterexperte Jörg Kachelmann.
Frage: Wie normal ist denn dieser Sommer?
Antwort: Es ist normal, insofern, dass der Sommer natürlich nie normal ist, nämlich genau im Durchschnitt. Juni und auch weite Teile des Julis zunächst mal waren in weiten Teilen Deutschlands auch deutlich überdurchschnittlich, von den Temperaturen her, auch von der Sonnenscheindauer her. Die groteske Wahrnehmung bei vielen Menschen im Lande ist, dass es normal wäre, wenn es jetzt wochenlang Sonne und Hitze gäbe. Also: Juni und Juli sind in Deutschland die Monate mit dem meisten Regen im Durchschnitt. Und das kommt nicht von ungefähr.
Frage: Was ist denn dafür verantwortlich, dass es jetzt so nass ist?
Antwort: Das ist einfach die unpraktische Wetterlage: Tief über Mitteleuropa oder in diesem Fall sogar auch Tief mit Zentrum über Deutschland. Das ist eine immer langsam ziehende Angelegenheit. Wir hatten ähnliche Wetterlagen auch im Frühsommer 2016 - Stichwort: Braunsbach, Simbach und so weiter. Das ist eben eine gefährliche Wetterlage, die mit viel Feuchtigkeit, mit viel Regen verbunden ist. Und die eben dann auch zu entsprechenden Überflutungen leider führt.
Frage: Steht uns denn im August die Erlösung bevor?
Antwort: Vom August weiß man jetzt noch nichts. Man wird schon wieder nächste Woche über Hitze und Schwüle in Deutschland jammern. Das ist auch das Stichwort, was dann wieder kommen wird, das furchtbar groteske: der Schaukelsommer. Das ist einfach nichts anderes als normaler Sommer in Deutschland, der wechselhaft ist, der mal auch ein paar Tage Sonne und Hitze haben kann. Entsprechend auch wird nächste Woche Sonne, Hitze stattfinden. Aber mit der Schwüle zusammen wird auch schnell wieder Unwetter ein Problem sein.
Frage: Hat der Regen im Moment etwas mit dem Klimawandel zu tun?
Antwort: Das einzige, was man, glaub ich, sagen kann, was sich verändert hat auf alle Fälle, und wo man so ein kleines Klimazettelchen ranpappen kann, dass die Luft generell in den letzten Jahrzehnten feuchter geworden ist. Also es ist mehr Energie, mehr Wasser, im Durchschnitt in der Atmosphäre drin, was natürlich auch dazu führt, dass eben, wenn was runterkommt, mehr runterkommt, als das zumindest im Durchschnitt früher der Fall war.
ZUR PERSON: Jörg Kachelmann (59) ist „Vater/Mann/Meteorologe/Unternehmer“, wie er selber auf seinem Twitter-Profil schreibt. Seine Firma heißt inzwischen Kachelmannwetter. Lange Zeit gehörte der streitbare Schweizer zu Deutschlands bekanntesten Fernsehgesichtern.