NSA-Affäre: Wieviel Internetkommunikation gab es 2002?

Berlin (dpa) - Die schwarz-gelbe Koalition wirft der SPD vor, sie selbst habe in der rot-grüne Bundesregierung 2002 die Grundlage für die heute diskutierte weitreichende Überwachungsaktivitäten der Geheimdienste gelegt.

Damals billigte die SPD die Zusammenarbeit des Bundesnachrichtendiensts und des US-Geheimdiensts NSA. Die SPD hält dem entgegen, vor zehn Jahren habe es noch nicht Milliarden von Daten zum Beispiel bei Facebook oder Google gegeben, die hätten ausgespäht werden können. Stimmt das?

Die Datenmengen sind in den vergangenen zehn Jahren tatsächlich enorm angewachsen. Facebook gab es 2002 noch gar nicht. Heute veröffentlichen über eine Milliarde Mitglieder täglich eine Unmenge an Inhalten in dem Sozialen Netzwerk. Google hatte vor zehn Jahren noch nicht das Quasi-Monopol von heute. Und auch der Internet-Traffic hatte nicht die aktuellen Dimensionen.

Laut einer Statistik des Netzwerk-Unternehmens Cisco ist der weltweite Internet-Verkehr von rund 400 Petabyte im Jahr 2002 auf knapp 27 500 Petabyte im Jahr 2011 explosionsartig gewachsen. Doch für Fachleute kam diese Entwicklung nicht überraschend. „Es war absolut absehbar, dass genau diese Art von Zuwachs stattfinden wird“, sagt Stefan Köpsell vom Lehrstuhl für Datenschutz und Datensicherheit der Technischen Universität Dresden. Dass die Daten viel über die Menschen aussagen würden, sei schon damals deutlich gewesen. Köpsell arbeitet seit 2000 an einem Projekt zur Anonymität im Internet.

Dass es technisch möglich sein würde, die Daten zu überwachen, sei ebenfalls im Jahr 2002 bekannt gewesen. Die Behauptung der SPD hält Köpsell „für absolut nicht nachvollziehbar“. „Das ist bestenfalls eine Ausrede.“

E-Mails, SMS und Verbindungs-Metadaten der Kommunikation über das Internet konnten spätestens mit der Inbetriebnahme des Spähprogramms „Prism“ im Jahr 2007 auch großflächig analysiert werden. Damals regierte die große Koalition von CDU und SPD.