Offiziere: Sparen ja - aber nicht um jeden Preis

Amberg (dpa) - Die Bundeswehr soll um etwa ein Fünftel verkleinert werden. Das Konzept des Verteidigungsministers stößt bei den Offizieren des Stabes in der Amberger Leopold-Kaserne grundsätzlich auf Zustimmung.

Aber es löst auch Sorgen aus.

Oberstleutnant Roger Hoffmann hat durchaus Verständnis für die Sparzwänge der Regierung. Auch die Bundeswehrreform findet der Offizier grundsätzlich richtig. Trotzdem warnt er davor, allein auf das Geld zu schauen: „Bei uns heißt es, bis in die letzte Konsequenz zu gehen, sprich in den Tod. Da kann man uns nicht mit anderen Sparthemen gleichsetzen“, sagt Hoffmann. Erst im Februar waren drei Soldaten der Panzerbrigade 12 in Afghanistan erschossen worden.

Gemeinsam mit 20 Kameraden verfolgt der Offizier die Rede von Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) zu den Eckpunkten der Bundeswehrreform. Das Kabinett hatte die Pläne am Morgen in Berlin gebilligt. Demnach soll die Zahl der Soldaten von derzeit 220 000 auf 175 000 bis 185 000 Soldaten reduziert werden. Im Oktober soll entschieden werden, welche der 400 Bundeswehrstandorte geschlossen werden.

Der Chef des Stabes in der Leopold-Kaserne, Ferdi Akaltin, hatte am Mittwoch kurzfristig eine politische Weiterbildung für die Soldaten angesetzt. So sehen die Offiziere im Kaminzimmer die Rede des Verteidigungsministers live im Fernsehen. Zwischen Schweinefilet, Spargel und Kartoffeln machen sich die Männer Notizen. Zwischenrufe und Kommentare sparen sie sich aber.

Bei der anschließenden Diskussion bleiben vor allem zwei Fragen der Soldaten offen, die der Minister nicht beantwortet hat. „Wie sozialverträglich wird mit den älteren Soldaten umgegangen, und wie ist die Reform mit der Erhöhung des Rentenalters vereinbar?“, sagt Oberleutnant Christian Wingenfeld. Der zweite Punkt ist die Finanzierbarkeit der Umstrukturierung. „Wie soll die Schere zwischen Ausgaben und Aufgaben geschlossen werden?“ will Major Stephan Jansen wissen.

Sicher ist nach Meinung von Akaltin, dass die Reformen in allen Truppenteilen spürbar sein werden. „Die Karrierechancen werden geringer und eine langfristige Familienplanung ist in Gefahr.“ Versetzungen und Umzüge werden folgen. „Dabei ist die Familie des Soldaten jedes Mal sozial abgebrannt und muss sich neue Strukturen schaffen“, sagt der 44-Jährige, der in den vergangenen 12 Jahren sieben Mal mit seiner Familie umgezogen ist.

„Spannend bleibt die Frage, welche Standorte geschlossen werden“, sagt der Presseoffizier der Panzerbrigade 12, Hauptmann Horst Hoffmann. Dazu hat de Maizière eine Entscheidung im Herbst angekündigt. „Wir sind aber zuversichtlich, dass die Panzerbrigade 12 und die Masse der unterstellten Bataillone bleibt“, sagte der Chef des Stabes.