Porträt: Olaf Scholz - Polit-Profi und Bürgermeister
Hamburg (dpa) - Für Olaf Scholz stand schon lange fest: Er wird Hamburgs neuer Bürgermeister. Nach dem überragenden Sieg bei der Bürgerschaftswahl am Sonntag sagte er darum gelassen: „An die Arbeit!
“
Bereits nach dem Aus von Schwarz-Grün in der Hansestadt hatte er aus seinen Ambitionen keinen Hehl gemacht. Ein Bauchmensch ist der 52-jährige Politiker indes nicht. Er plant jeden seiner Schritte bis ins Detail - so auch seine Kandidatur fürs höchste Regierungsamt an der Elbe.
Das hielt ihn nicht ab, sich schon im Wahlkampf staatsmännisch zu geben. „Ich bewerbe mich nicht um die Macht, sondern um das Amt des Ersten Bürgermeisters“, sagte er nüchtern beim letzten TV-Duell vor der Wahl. In Umfragen lag er da schon uneinholbar vor seinem CDU-Kontrahenten Christoph Ahlhaus.
Scholz - seit 1975 in der SPD - wurde immer wieder Überheblichkeit vorgeworfen. Nach seiner Zeit als Juso-Vize (1982-1988) stieg der gebürtige Osnabrücker mit Hamburger Wurzeln 1994 in den Parteivorstand der Hansestadt auf. Ihm wurde damals „napoleonisches Gehabe“ vorgeworfen. Seiner Karriere tat dies keinen Abbruch. 1998 wurde er in den Bundestag gewählt, zwei Jahre später wurde er erstmals SPD-Landeschef in Hamburg (bis 2004).
2001 musste der studierte Arbeitsrechtler jedoch seinen Berliner Job vorerst fahren lassen. Die SPD Hamburg hatte das Thema innere Sicherheit vernachlässigt und es drohte bei der Bürgerschaftswahl eine herbe Schlappe gegen den populistischen Amtsrichter Ronald Schill. Der ursprünglich dem linken Parteiflügel zugerechnete Scholz wurde Innensenator.
Obwohl er sich als harter Vertreter von Recht und Ordnung gab, verlor die SPD nach mehr als 40 Jahren die Macht. Scholz' Karriere behinderte dies aber nicht. Im Gegenteil: 2002 holte ihn Kanzler Gerhard Schröder als SPD-Generalsekretär an seine Seite. In dieser Funktion fing sich Scholz den Spitznamen „Scholzomat“ ein, weil er sich öffentlich zwar geschliffen, aber oft wenig inhaltsreich zu äußern pflegte.
Scholz zeigte immer wieder Seelenverwandtschaft zum Kanzler. Auch wegen dieser Nähe trat er 2004 als Generalsekretär zurück, als Schröder den Parteivorsitz abgab. Arbeitsminister in der großen Koalition wurde Scholz im November 2007 durch den überraschenden Rücktritt von Franz Müntefering. Danach machte er vor allem durch seine Kurzarbeiter-Regelungen auf sich aufmerksam.
Auch in Hamburg war der Ehemann der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Britta Ernst weiter gefragt. Im November 2009 übernahm er erneut den Parteivorsitz, um nach der Stimmzettelaffäre den zerstrittenen Landesverband zu befrieden. Schon damals ließ der Vize der Bundestagsfraktion und der Bundespartei keinen Zweifel an seinen Zielen. „Wer bei mir Führung bestellt, muss wissen, dass er sie dann auch bekommt“, sagte er der „taz“.