Porträt: Wolfgang Bosbach - ein Nein und seine Folgen

Berlin (dpa) - Wolfgang Bosbach ist einer der Nein-Sager zum Euro-Rettungsschirm. Gerade von ihm hätte die CDU das nicht erwartet. Das macht ihn für die Partei gefährlich. Er selbst fühlt sich verleumdet.

Zwei Drittel seines Lebens ist der 59-Jährige nun in der CDU. Seit 17 Jahren sitzt er im Bundestag. Neun Jahre war er stellvertretender Fraktionsvorsitzender, seit 2009 ist er Vorsitzender des Innenausschusses. Unzählige Male hat er die Position der Unionsspitze gelobt, erklärt, verteidigt. Nur für den erweiterten Euro-Rettungsschirm EFSF will er einfach nicht stimmen. Seiner Ansicht nach wird mit dem Milliarden-Hilfspaket die Grenze dessen überschritten, was Parlamentarier noch verantworten können.

Vielen Bürgern ist Bosbach aus den Medien bekannt, wie er die Politik von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Unionsfraktion im Bundestag erläutert und rechtfertigt. Dass nun ausgerechnet er rebelliert, der Garant für die Parteispitze, überrascht. Und gerade weil er das noch nie getan hat, wiegt sein Wort in den Augen vieler Bürger schwerer als das von sogenannten üblichen Verdächtigen.

Bisher hatte Bosbach den Regierungskurs zur Bewältigung der Schuldenkrise in der Euro-Zone immer mitgetragen. Nun sagt er: „Im Kern bleibt es immer bei der einen Frage: Kannst du ein Ja verantworten.“ Zur Ausweitung des Euro-Rettungsfonds auf viele hundert Milliarden Euro könne er nicht mehr Ja sagen.

Dass ihm eigene Kollegen enttäuschte Karrierehoffnungen für seine Haltung unterstellten, lässt ihn bitter werden. So will er in Ruhe sogar über ein Ende seiner Bundestagskarriere mit der Wahl 2013 nachdenken. 2012 ist er 40 Jahre in der christdemokratischen Partei. Die Angriffe aus den eigenen Parteien empfindet er als „böse“ und wenig christlich. Ihm wurde eine Fixierung auf die Medien vorgehalten, die er bediene, aber nicht zu wichtigen Sitzungen komme. Bosbach sagt, er habe entschuldigt gefehlt, weil er in Mecklenburg-Vorpommern Wahlkampf für die CDU gemacht habe.

Der dreifache Familienvater aus Bergisch Gladbach wirkt zugänglich und immer ansprechbar. Was ihn umtreibt, verschweigt er nicht. So auch nicht seine Krankheiten, über die er offen spricht. Jüngst berichtete etwa „Die Zeit“ über ein Gespräch mit ihm auch über seinen Prostatakrebs. Er habe eine Strahlentherapie absolviert - als sein politischer Terminkalender es zuließ - und nehme so viele Medikamente, dass er manchmal nicht mehr wisse, was Nebenwirkung und was Krankheit sei. Der Krebs habe sich trotzdem ausgebreitet.

Ein Ja ist von Bosbach einen Tag vor der für die Regierung so wichtigen Abstimmung über den EFSF an diesem Donnerstag im Bundestag doch noch zu hören. Wird Schwarz-Gelb aus eigener Kraft die Kanzlermehrheit bekommen? „Ja“, sagt Bosbach, ohne zu zögern.