Schwarz-rot-goldene Massen feiern Sieg über Oranje
Berlin (dpa) - Schwarz-rot-gold verdrängt Oranje: Hunderttausende Fußballanhänger haben auf den Fanmeilen und Fanfesten in ganz Deutschland Jogi Löws Elf gefeiert. Zweimal Mario Gomez, zweimal ein lautes „Toooor“ aus tausenden Kehlen.
Der 2:1-Sieg über die Niederlande wurde ausgiebig gefeiert. Schwarz-rot-goldenes Konfetti flog durch die Luft, die Fans lagen sich in den Armen und sangen „Oh, wie ist das schön“, viele auch „Schade Holland, alles ist vorbei“ und „Holland, ihr könnt nach Hause gehen“.
„Ein paar hunderttausend“ Besucher zählten die Veranstalter auf Deutschlands größter Fanmeile in Berlin. Der Ansturm war so groß, dass schon kurz vor Anpfiff des Spiels aus Sicherheitsgründen fast alle Eingänge geschlossen wurden. Nach den Toren von Gomez kannte der Jubel keine Grenzen. Die Zuschauermassen tanzten, viele vollführten Freudensprünge und umarmten spontan Nebenmann oder Nebenfrau. Wie fast überall waren viele Fans wieder ganz in die deutschen Farben gehüllt: weißes Shirt und dazu schwarz-rot-gold auf Fahne, Hut, Perücke oder als Schminke im Gesicht.
62 000 Menschen machten das Hamburger Fanfest nahe der Reeperbahn zur Deutschland-Feierzone - nochmal 7000 mehr als beim EM-Auftakt gegen Portugal. Das Wetter hielt sich in der Hansestadt bedeckt, ganz anders die Stimmung: Ausgelassen und erleichtert feierten die Hanseaten den zweiten Sieg ihres Teams im zweiten Spiel des EM-Turniers.
Im Münchner Olympiastadion war deutlich mehr los als beim ersten Spiel am Samstag: Gut eine Stunde vor Spielbeginn hatten sich schon 11 000 Menschen im Stadion versammelt. „Wir rechnen mit bis zu 15 000 Fans - und das, obwohl das Wetter nicht mitspielt“, sagte ein Sprecher am frühen Abend.
Bundesweit dürften wieder Millionen Menschen auf den Beinen gewesen sein, um gemeinsam das Deutschland-Spiel zu sehen - bei offiziellen Fanfesten ebenso wie in Kneipen, Biergärten, Schrebergärten oder Clubheimen. Das erste Gruppenspiel gegen Portugal hatten einer Umfrage zufolge sechs Millionen Menschen beim Public Viewing verfolgt - zusätzlich zu den gut 22 Millionen Zuschauern vor den heimischen Fernsehern.
Eine bunte Mischung aus Schwarz-rot-gold und Oranje gab es in der niedersächsischen Grafschaft Bentheim direkt an der Grenze: In einigen Städten schauten Fans beider Lager gemeinsam das Spiel beim Public Viewing, in den Straßen der Samtgemeinde Neuenhaus und der Kreisstadt Nordhorn wehen seit Tagen deutsche und niederländische Fahnen einträchtig nebeneinander.
In der niederländischen Grenzstadt Kerkrade bei Aachen, wo es seit den 80er Jahren bei deutsch-holländischen Duellen häufiger zu Krawallen und Randale gekommen war, blieb es diesmal sehr ruhig. Die Polizei sperrte die berüchtigte Neustraße/Nieuwstraat, ein großes Public Viewing gab es nicht. Die orange geschmückten Straßen wirkten am Abend wie leer gefegt, fast jeder Einwohner saß zu Hause vor dem Fernseher, aus etlichen Fenstern drangen die Geräusche der Fußballübertragung nach draußen.
Ganz in orange wogte am Abend die große Fan-Zone in Charkow, auf der es nach der Niederlage des Oranje-Teams jedoch ruhiger wurde. Die ostukrainische Stadt ist der Spielort aller drei Vorrundenspiele der Elftal, weshalb hier auch das Hauptquartier der niederländischen Fans ist. Mit „Hup Holland“-Rufen und aberwitzigen Oranje-Kostümierungen hatten die rund 12 000 Fans schon am späten Nachmittag das Public Viewing auf dem Freiheitsplatz erobert; die einige hundert deutschen Fans fielen da kaum auf. Von Reibereien war zunächst nichts zu sehen - beide Fan-Gruppen feierten ein friedliches Fußballfest.