Vom Aufklärer zum Gescholtenen: Sebastian Edathy

Berlin (dpa) - Sebastian Edathy ist tief gestürzt. Noch vor einigen Monaten war er der profilierte Innenpolitiker, der beharrliche Aufklärer, der aufstrebende SPD-Mann mit Aussicht auf einen attraktiven Posten in der schwarz-roten Koalition.

Doch das ist vorbei. Das Ansehen des 44-Jährigen hat schweren Schaden genommen. Im Februar wurde sein Interesse an Nacktaufnahmen von kleinen Jungen bekannt. Nun klagt ihn die Staatsanwaltschaft Hannover wegen des Besitzes von kinderpornografischen Fotos und Videos an.

Edathy machte sich als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur rechten Terrorzelle NSU bundesweit einen Namen. Der SPD-Politiker galt dort als so etwas wie eine moralische Instanz über all den Abscheulichkeiten und Abgründen in dem Fall. Es schien, als hätte er gute Chancen, nach diesem Kraftakt auf ein angesehenes Amt in der großen Koalition aufzurücken. Doch alles kam anders.

Im Februar legte Edathy überraschend sein Bundestagsmandat nieder - nach mehr als 15 Jahren im Parlament. Kurz darauf folgten Durchsuchungen seiner Wohnungen und Büros und es kamen die unschönen Details aus seinem Privatleben an die Öffentlichkeit. Der SPD-Mann tauchte ab. Wo er derzeit steckt, ist nicht bekannt.

In die SPD trat Edathy 1990 ein. 1998 wurde er Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Nienburg-Schaumburg in Niedersachsen, von 2005 bis 2009 leitete er den Innenausschuss des Bundestags. Geboren wurde Edathy in Hannover, dort studierte er auch Soziologie und Sprachwissenschaft. Sein Vater kam in den 60er Jahren aus Indien nach Deutschland, seine Mutter ist Deutsche.