Toller BHC-Schlussakkord ohne Happy-End

Handballer stehen vor 10 000 Zuschauern in Düsseldorf gegen Flensburg kurz vor einer Sensation.

Fabian Gutbrod drehte in der zweiten Halbzeit voll auf und brachte den BHC gegen Flensburg kurz vor Schluss noch mal in Schlagdistanz. Zur Sensation reichte es nicht ganz.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Zum völligen BHC-Glück  fehlte am Ende nicht viel. „Wenn Gudis Ball nicht an der Latte, sondern im Tor  landet, hätten wir sie vielleicht noch gekriegt. Man hat gemerkt, dass sie nervös wurden“, sagte Torwart Christopher Rudeck nach Abpfiff des Saisonfinales gegen den alten und neuen Deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt. Und auch die übrigen Spieler des Bergischen HC hatten die Szene im Gedächtnis, als der BHC kurz vor Ende durch den  starken Fabian Gutbrod noch einmal auf ein Tor hätte herankommen können. Es kam anders, aber niedergeschlagen  war nach dem 24:27 (8:13) gegen den Top-Favoriten niemand, zumal die Partie in der ersten Halbzeit schon verloren schien. Dass man nachher noch mit einem Bierchen in der Hand beim Fanfest auf dem Vorplatz über den Verlauf der zweiten Hälfte, die der BHC mit 16:14 gewann, diskutierte, zeigte das gewachsene Selbstvertrauen des Neulings, der die Handball-Bundesliga  aufgemischt hat.

Zum Europapokalplatz
fehlt nur ein Punkt

Platz sieben, und mit nur einem  Punkt mehr hätte es sogar Europapokal-Platz sechs werden können, da Berlin zeitgleich gegen Wetzlar verlor und nur aufgrund des besseren Torverhältnisses vor den Löwen blieb. Wo man das eine Pünktchen  verloren hatte, möglicherweise vor zwei Wochen in Ludwigshafen, das danach im Schlussspurt noch den Klassenerhalt schaffte, darüber wollte niemand spekulieren.

„Es gab auch Spiele, die wir in letzten Minute gewonnen haben“, hat Trainer Sebastian Hinze auf entsprechende Fragen schon im Vorfeld  stets geantwortet. Am Sonntag umarmte der Architekt der besten Saison der Vereinsgeschichte nach dem Abpfiff jeden Spieler, dankte für den Auftritt in diesem Spiel, aber auch für die Spielzeit. „Wir waren kurz davor, am Punktgewinn zu schnuppern. Aber Flensburg bringt das nach Hause und ist sehr verdient Deutscher Meister geworden“, sagt Hinze stolz. Und sein Gegenüber, Meistertrainer Maik Machulla, gibt zu: „Der BHC wollte uns ärgern, und das hat er geschafft. Beim 21:17 dachte ich, wir können es ruhig runter spielen, aber dann geht es im Handball ganz schnell und es wird noch einmal eng.“

Gefeiert wurden im Anschluss  jedenfalls beide Teams von ihren Fans. Die Flensburger von den rund 2500, die die Fahrt von der Förde mitgemacht und von Anfang an mit Sprechchören und Gesängen ihre Mannschaft unterstützt hatten. Und der BHC vom Rest der 10 043, die den bisher besten Besuch bei einem Heimspiel in Düsseldorf und den zweitbesten in der Vereinsgeschichte bedeuteten.

Auch die einheimischen  Zuschauer hatten sich  - wie die BHC-Spieler auf dem Feld - in die Partie hereingekämpft. „Das war ein Supergefühl, wie sie uns nach der Pause unterstützt haben, da haben sie den Flensburger Anhang deutlich übertönt“, berichtete Christopher Rudeck. Damit honorierten die Fans auch, wie ihre Mannschaft ein weiteres Mal die zahlreichen Ausfälle kompensiert hatte. Linus Arnesson war nicht mehr rechtzeitig fit geworden,  und so fehlten mit dem Spielmacher, dem eigentlich in Abwehr und Angriff unverzichtbaren Max Darj, den Langzeitverletzten Daniel Fontaine und Maciej Majdzinski sowie Bogdan Criciotoiu, Max Bettin und Lukas Stutzke gleich sieben Spieler verletzt, davon einige absolute Stützen. Man stelle sich vor, die Fußballer von Bayern München hätten im Saisonfinale ohne Robert Lewandowski. Mats Hummels, Serge Gnabry und  Joshua Kimmich auskommen müssen - ein durchaus vergleichbares Szenario.

„Vor der Pause hatte wir noch zu viel Respekt, haben dann noch einige leichte Fehler gemacht“, beschrieb Abwehrchef Csaba Szücs - mit dick bandagierten Händen auch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte  - das Geschehen der ersten Hälfte, als es kurzzeitig sogar nach einem Spaziergang für die mit großer Entschlossenheit in die Partie  gegangen Flensburger ausgesehen hatte.

Nachher mussten Förde-Stars um den Spieler  der Saison, Rasmus Lauge, kräftig durchpusten, dass ihnen die in der Halle befindliche Meisterschale nicht doch noch aus den Händen gerissen worden war.

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